Longhorn-Rind statt Börsenbulle
Neuer US-Handelsplatz
Longhorn-Rind statt Börsenbulle
Von Alex Wehnert
Der Finanzplatz New York steht vor der ersten ernst zu nehmenden Gefahr für seine Dominanz seit Jahrzehnten. Als neuer Nebenbuhler des am Bowling Green nahe der Wall Street aufgestellten Börsenbullen tritt dabei ein texanisches Longhorn-Rind auf. Denn in Dallas soll die neue Börse TXSE entstehen, die von Investoren um den weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock und den Marketmaker-Riesen Citadel Securities angeblich bereits 120 Mill. Dollar eingesammelt hat. Schon ab dem kommenden Jahr will der Marktbetreiber um Trading-Volumina konkurrieren und ab 2026 Primär- und doppelte Listings von Aktien sowie ETFs anziehen.
Effektives Duopol
Natürlich gilt es, die Kühe im Stall zu lassen: Die New York Stock Exchange und die Nasdaq verfügen effektiv über ein Duopol in der Listing-Landschaft, das ihre Muttergesellschaften in den vergangenen Dekaden durch Übernahmen von Regionalbörsen nur gefestigt haben. Wettbewerber wie CBOE Global Markets oder Investors Exchange haben bei ihren Versuchen, in den Markt für Aktiennotizen vorzustoßen, bisher äußerst bescheidene Fortschritte erzielt. Auch ist es für neue Börsen schwierig, Trading-Volumina anzuziehen, weil Investoren an den geschäftigsten Handelsplätzen aktiv sein wollen.
Verhältnisse verschieben sich
Allerdings geht die TXSE in einem Umfeld an den Start, in dem sich die Verhältnisse in der amerikanischen Unternehmenswelt so stark verschieben wie lange nicht. Dutzende Unternehmen ziehen an Standorte mit laxerer Regulierung und Steuerrechtsprechung, Texas ist inzwischen Heimat von mehr Mitgliedern der Fortune 500 als jeder andere US-Bundesstaat.
CEO-freundlichere Regeln
Die TXSE, wiewohl nach eigener Aussage apolitisch, will Listing-Kandidaten zudem durch CEO-freundlichere Regeln locken, nachdem die Compliance-Kosten an Nyse und Nasdaq deutlich gestiegen sind. Die Unterstützung durch Citadel und Blackrock ist für den neuen Nebenbuhler ebenfalls ein Pfund. Die New Yorker Marktbetreiber müssen also durchaus an neuen Strategien arbeiten, um attraktiv zu bleiben – sonst könnten sie bald vor ihrer eingebrochenen Dominanz stehen wie der Ochs vorm Berg.