MarktplatzNahostkrieg

Märkte hoffen auf Mäßigung

Trotz der neuen Eskalationsstufe im Nahostkrieg durch den iranischen Gegenschlag gegen Israel setzen die Akteure an den Finanzmärkten darauf, dass es nicht zu einem großen Krieg der USA und Israels gegen den Iran kommt. Für diese Hoffnung gibt es auch durchaus gute Gründe.

Märkte hoffen auf Mäßigung

Nahostkrieg

Märkte hoffen
auf Mäßigung

Von Dieter Kuckelkorn

Mit dem iranischen Gegenschlag gegen Israel ist der Nahostkonflikt um einen weiteren Eskalationsschritt reicher. An den Märkten ist zwar viel Besorgnis und Verunsicherung zu spüren. Gleichwohl ist es zumindest bislang nicht zu massiven Verlusten rund um den Globus gekommen, obwohl im Extremfall nicht weniger als die Versorgung der Industrieländer mit Öl und Erdgas auf dem Spiel steht. Denn sollte die Meeresenge von Hormus für Tankschiffe gesperrt werden, droht dem Westen unmittelbar eine tiefe Rezession wie während der Ölkrise des Jahres 1973.

Allerdings sind gleich mehrere Faktoren am Werk, die das Worst-Case-Szenario eines Kriegs zwischen dem Iran und den USA derzeit nicht als die wahrscheinlichste Perspektive erscheinen lassen. So war der Iran erkennbar bemüht, seinen Raketenschlag zu begrenzen. Es gibt in den Nachrichtenagenturen Berichte, dass die iranische Regierung den USA eine Stunde vor Beginn des Angriffs eine Warnung hat zukommen lassen. Der iranische Präsident Massud Peseschkian erklärte zudem nach dem Schlag, dass die Aktion nun aus iranischer Sicht beendet sei. Außerdem dürfte die Biden-Administration mit Blick auf den Ölpreis und die wirtschaftlichen Belastungen für die Wähler vor dem Urnengang im November nicht an einem amerikanisch-iranischen Krieg interessiert sein.

Die deutlichste Marktreaktion hat es bei Öl gegeben. So verzeichnete die führende Sorte Brent einen Preissprung von mehr als 3%. Dafür sorgten vor allem Kommentare israelischer Politiker, die forderten, Israel solle die iranische Ölinfrastruktur zerstören. Sollte Israel ein solcher Plan gelingen, würden dem Weltmarkt bis zu 3,7 Mill. Barrel pro Tag entzogen, also rund 4% des weltweiten Angebots. Folge davon wäre unweigerlich ein stark steigender Ölpreis auf ein Niveau deutlich über 80 Dollar. Letztlich haben daran aber die USA derzeit kein Interesse, und so ist zu erwarten, dass die Biden-Administration mäßigend auf den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu einwirkt. Davon gehen jedenfalls derzeit die Akteure am Ölmarkt aus.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.