KommentarBank of England

Überfällige Lockerung

Die erste Zinssenkung der Bank of England kommt zu spät. Schlimm wäre, wenn sie die einzige in diesem Jahr bliebe.

Überfällige Lockerung

Bank of England

Überfällige Lockerung

Von Andreas Hippin

Die erste Zinssenkung der Bank of England kommt zu spät, denn das Inflationsziel ist bereits erreicht.

Eigentlich wäre schon bei der vorangegangenen Sitzung des geldpolitischen Komitees der Bank of England ein erster Zinsschritt angebracht gewesen. Doch wollte man vor den Parlamentswahlen am 4. Juli nicht den Eindruck erwecken, den regierenden Konservativen im Kampf um Stimmen beizuspringen.

Natürlich bestritten die Notenbanker, dass der Wahltermin eine Rolle gespielt habe. Doch ist nur schwer vorstellbar, dass sie ihn ignoriert haben. Die Teuerungsrate hatte sich bereits rasant nach unten bewegt. Seit Mai verharrt sie auf dem Inflationsziel von 2,0%. Nun hat sich das Monetary Policy Committee endlich zu einer Zinssenkung durchgerungen. Doch war die Entscheidung denkbar knapp. Unter anderem der Chefvolkswirt der Notenbank, Huw Pill, hätte lieber den Status quo beibehalten.

Angst vor der Lohn-Preis-Spirale

Wie schon im Juni verwiesen die Gegner einer geldpolitischen Lockerung darauf, dass die Teuerung bei Dienstleistungen höher als erwartet sei. Der Rückgang des Preisauftriebs gehe auf externe Faktoren wie sinkende Weltmarktpreise für Lebensmittel und Energie zurück. Die Wirtschaft laufe zudem besser als von den Zentralbankökonomen erwartet.

Es ist die ewige Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale, sobald die Einkommenszuwächse der Arbeitnehmer nicht gleich wieder von der Inflation aufgefressen werden. Dabei waren es nicht starke Gewerkschaften, die mit exorbitanten Lohnforderungen die Teuerung in Gang setzten. Es waren die Gelddruckorgien der Notenbanker, die dazu führten, dass immer mehr Geld einer – bedingt durch die Pandemie – kleiner werdenden Menge von Gütern gegenüberstand.

Glaube an die eigene Unfehlbarkeit

Zugegeben haben sie dies bis heute nicht. Der Glaube an die Unfehlbarkeit der eigenen Modelle ist groß. Die Kritik einer unabhängigen Kommission unter Führung von Ben Bernanke an der Art und Weise, wie die Bank of England zu ihren Prognosen kommt, perlte an ihnen ab. Dabei ist das über den Prognosen der Notenbank liegende Wachstum kein Indiz dafür, dass es auf der Insel unerwartet gut läuft. Es zeigt nur, wie unzureichend die Modelle der Bank of England sind.

Nach wie vor sind längst nicht alle dämpfenden Auswirkungen der rasant nach oben gedrehten Zinsen in die Wirtschaft eingearbeitet. Die ohnehin zeitverzögerte Transmission hat sich offenbar weiter verlangsamt. Soll es zu mehr als einem kurzen Aufatmen der gebeutelten Hypothekenschuldner und expansionswilligen Unternehmer kommen, wären schnell weitere Zinsschritte angesagt. Das Schlimmste wäre, wenn es bei nur einem bliebe.

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