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Nach geplatzten IPOs flüchten Private-Equity-Investoren zum Hinterausgang

Reihenweise platzen geplante IPOs, und Private Equity steckt nun in Unternehmensbeteiligungen fest. So bleibt denjenigen institutionellen Investoren, die dringend Bargeld brauchen, nur die Flucht durch den Hinterausgang.

Nach geplatzten IPOs flüchten Private-Equity-Investoren zum Hinterausgang

Geplatzte IPOs

Für Private Equity wird’s nun eng

Von Christoph Ruhkamp

Donald Trumps globaler Handelskrieg hat in nur wenigen Tagen geplante Fusionen, Firmenverkäufe und Börsengänge im Wert von vielen Milliarden Euro zum Scheitern verurteilt. Vor allem der IPO-Markt kommt zum Erliegen. Die US-Ticketplattform StubHub, das digitale schwedische Zahlungsunternehmen Klarna („Buy now, pay later“) aus dem Portfolio der Wagniskapitalfirma Sequoia Capital und die US-Medizintechnikfirma Medline (Blackstone und Carlyle) haben ihre geplanten Börsengänge in den USA auf Eis gelegt.

In Europa sieht es schon länger mau aus. Bain und Cinven haben das IPO des Generikakonzerns Stada auf den Herbst verschoben. Die Aktie des spanischen Hotelbettenvermittlers HBX Group aus dem Besitz von Cinven und EQT, der es gerade noch an die Börse geschafft hatte, notiert inzwischen 28% im Minus. Jetzt hagelt es IPO-Absagen, weil Trump am Mittwoch die höchsten US-Zölle seit einem Jahrhundert verhängt hat. Die Aktienmärkte weiten die Verluste aus. Für jedes IPO ist die hohe Volatilität Gift.

Auch M&A kommt zum Erliegen

Für Private-Equity-Firmen ist der Ausstieg aus ihren Beteiligungen über die Börse auf absehbare Zeit unrealistisch geworden. Auch M&A kommt zum Erliegen, wie der geplatzte KKR-Deal zur Übernahme von Gerresheimer zeigt. Jetzt wird es brenzlig. Denn die Private-Equity-Firmen können ihren institutionellen Investoren noch weniger Kapital zurückzahlen als in den vergangenen drei Jahren.

Im Verhältnis zu den gesamten Assets sind die Rückflüsse an die Pensionsfonds, Stiftungen und Versicherungen auf das niedrigste Niveau seit zehn Jahren geschrumpft. Institutionellen Investoren, die dringend Bargeld brauchen, bleibt damit nur die Flucht durch den Hinterausgang. Sie können ihre Fondsanteile an Private-Equity-Fonds verkaufen, die auf Secondaries spezialisiert sind. Den größten Fonds dieser Art hatte kürzlich mit 30 Mrd. Dollar Volumen die französische Ardian aufgelegt. Wenn jedoch alle gleichzeitig zum Ausgang rennen, wird es dort eng. Die Preise, die man für bestehende Fondsanteile erzielen kann, werden absehbar fallen.

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