Notenbanken treiben Gold an
Edelmetalle
Notenbanken treiben Gold an
Von Dieter Kuckelkorn
Der Goldpreis ist zuletzt deutlich gestiegen. Mit rund 2.750 Dollar je Feinunze befindet er sich bereits in unmittelbarer Nähe des Ende Oktober vergangenen Jahres erreichten Rekordhochs von rund 2.790 Dollar. Der Anstieg des Goldpreises in Dollar überrascht eigentlich, wenn man berücksichtigt, dass zuletzt sowohl der Außenwert des Dollars gemessen am Dollar-Index zugenommen hat als auch die Zinsen in den USA deutlich geklettert sind. Hohe Zinsen für (ziemlich) sichere Staatsanleihen machen das nicht verzinsliche Gold unattraktiver. Das sollte auf den Preis drücken.
Investoren gehen long
Gleichwohl sind zuletzt umfangreiche Mittel in Gold investiert worden. So wurden an den US-Terminbörsen in der Woche per 14. Januar 5,4 Mrd. Dollar in Long-Positionen auf Gold investiert, mit denen auf einen weiter steigenden Goldpreis gesetzt wird. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Reaktion darauf, dass der Anstieg der US-Verbraucherpreise zuletzt moderat ausgefallen ist, was der Fed den Weg zu weiteren Zinssenkungen zumindest nicht versperrt. Dies könnte perspektivisch zu einer weiter steigenden Inflation in den USA beitragen, wobei die Goldanlage die klassische Absicherung gegen Geldentwertung darstellt.
Überraschend umfangreiche Käufe
Es gibt aber noch einen weiteren Faktor: Der Appetit der Notenbanken nach Gold ist wieder sehr hoch. Im November kauften diese in London 117 Tonnen, also ungefähr doppelt so viel als erwartet. Davon entfielen rund 50 Tonnen auf die chinesische Notenbank, die damit wieder stark auf der Käuferseite auftritt, sowie 43 Tonnen auf eine bisher nicht identifizierte weitere Notenbank. Dies scheint Teil einer Vorbereitung der Notenbanken von mit den USA nicht unbedingt befreundeten Ländern auf einen Handelskrieg zu sein. Neben weltweiten Inflationsgefahren aufgrund drohender US-Zölle, einer weiter expansiven US-Fiskalpolitik sowie allgemeiner Verunsicherung wegen des tiefgreifenden Kurswechsels in Washington ist es die Nachfrage der Zentralbanken, die viele Analysten erwarten lässt, dass der Goldpreis bis auf 3.000 Dollar und möglicherweise darüber hinaus klettert könnte.