Pfisterer wird ein Börsengang unter Hochspannung
Pfisterer
Börsengang unter Hochspannung
Von Christoph Ruhkamp
Es sind auf den ersten Blick nicht gerade ideale Bedingungen für einen Börsengang, denn das Trump'sche Zollchaos schickt die Aktienmärkte nahezu täglich auf Berg-und-Tal-Fahrt. Gleichzeitig zeigt der Volatilitätsindex Vix – auch „Angstbarometer“ genannt – Werte deutlich oberhalb der Marke von 20, die als Obergrenze für eine erfolgreiche Erstnotierung gilt. Umso mutiger wirkt es, wenn das Familienunternehmen Pfisterer Holding gerade jetzt den Sprung aufs Parkett wagen will. Normalerweise tut man das zu einem solch schwierigen Zeitpunkt nur dann, wenn man entweder dringend Geld braucht oder wenn man eine solch starke Marke oder ein solch unverzichtbares Produkt zu bieten hat, dass die Investoren einfach unbedingt dabei sein wollen. Das Debüt wäre ein Lichtblick inmitten der Trübsal, und es gibt auch gute Argumente, die für den Erfolg sprechen: Die Pfisterer Holding ist ein unverzichtbarer Zulieferer für den Ausbau der Stromnetze. Der angestrebte Emissionserlös von 100 Mill. Euro aus neuen Aktien soll in den Aufbau von zwei neuen Fabriken für mehr als 200 Mill. Euro fließen.
Hoffnung auf das Infrastrukturpaket
Die Hoffnung, dass das Unternehmen vom riesigen Infrastrukturpaket der Bundesregierung profitieren wird, überzeugt viele Investoren aus den USA. Gleichzeitig hellt sich mit der erhofften Einigung im Handelskrieg zwischen China und den USA sowie mit der Zollpause das Umfeld auf. Investmentbanker bezeichnen die vorübergehend gute Lage gern als „IPO-Fenster“, das sich öffne. Wenn es sich um ein solches handeln sollte, dann ist es klein. Dass eine ganze Reihe Nachahmer folgen würde, zeichnet sich nicht ab. Das IPO von Stada bleibt aufgeschoben und kommt frühestens im Herbst wieder auf die Tagesordnung. Der Autoteilehändler Autodoc wirkt weitaus weniger solide als die Pfisterer Holding. Und auch TK Elevator ist nach dem Einstieg Saudi-Arabiens vorerst mit Geld versorgt und braucht kein schnelles Börsenlisting. Fast alle europäischen IPOs dieses Jahres notieren im Minus. Bevor es wieder deutlich mehr Erstnotierungen gibt, muss der Handelskrieg entschärft und die Konjunkturprognose verbessert sein.