RWE beugt sich dem Aktionärsdruck
RWE
Das Pfeifen
im Walde
Von Annette Becker
Um die Kapitalallokation zu optimieren, schreitet RWE zum Aktienrückkauf. So will der Essener Versorger, der sich gerade mit milliardenschweren Investitionen vom schmutzigen Kohlverstromer zum Anbieter erneuerbarer Energien wandelt, die Ankündigung zum Rückkauf eigener Aktien im Volumen von 1,5 Mrd. Euro verstanden wissen. Allerdings hört es sich an wie das Pfeifen im Walde.
Zur Begründung verweisen die Essener auf mögliche Verzögerungen bei Offshore-Projekten in den USA im Gefolge des US-Wahlausgangs und auf Verzögerungen beim geplanten Wasserstoffhochlauf in Europa. Damit einher gehe ein verändertes Rendite-Risiko-Profil, das schlussendlich den Aktienrückkauf attraktiver mache. Es ist allerdings die gleiche RWE, die vor nicht allzu langer Zeit, nämlich im August, beteuerte, bei Investitionen vor der Qual der Wahl zu stehen.
Verschoben, nicht aufgehoben
Sicher, RWE wird trotz Aktienrückkaufs weiter in den Aufbau des Erneuerbare-Portfolios investieren. Erst vor einem Jahr hatte der Stromerzeuger angekündigt, bis zum Ende der Dekade 55 Mrd. Euro in grüne Technologien zu stecken. Gemessen daran sind 1,5 Mrd. Euro ein verschwindend kleiner Bruchteil.
Zugleich sind Investitionen aber auch kein Selbstzweck. Sie dienen dazu, das künftige Ertragspotenzial zu erhöhen. Bis 2030 hatte sich RWE zum Ziel gesetzt, ein bereinigtes Nettoergebnis von 3 Mrd. Euro zu erwirtschaften, entsprechend einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 12%. Das dürfte nicht länger haltbar sein. Denn RWE rüttelt zwar nicht am Investitionsbudget von 55 Mrd. Euro, verschiebt den Zeitplan jedoch nach hinten.
Angreifbar gemacht
Der eigentliche Antrieb zum Sinneswandel dürfte sein, dass vor allem kurzfristig orientierte Investoren ein größeres Stück vom Kuchen einfordern. Erst vor wenigen Tagen machten Spekulationen über ein Engagement des berüchtigten Hedgefonds Elliott die Runde. Dass RWE mit dem angekündigten Rückkaufprogramm ein Kursfeuerwerk zündete, verwundert daher nicht. Sich dem Aktionärsdruck zu beugen, ist aber ein gewagtes Manöver.