Schwächesignale für den Euro
Die Aussichten für den Euro sind in dem gegenwärtigen Umfeld nicht gerade besonders vielversprechend. Da sind zum einen die Europawahlen, bei denen eine klare Bewegung hin zu einem noch stärkeren Rechtspopulismus zu beobachten ist – in Deutschland etwa, aber auch in Frankreich und damit in den beiden großen Volkswirtschaften der Eurozone. Eine derartige Tendenz ist nicht gerade dazu geeignet, das Vertrauen von Investoren außerhalb des Euroraums in denselbigen zu stärken. Viele Investoren werden eher mal abwarten wollen und nicht in vollem Umfang investieren wollen. Der Euro als Anlagewährung wird damit weniger nachgefragt. Mit Blick auf Frankreich sieht etwa die Ratingagentur Moody’s in den vorgezogenen Neuwahlen Risiken für die Haushaltskonsolidierung des Landes. Das sieht man bei State Street Global Advisor ähnlich: „Die unmittelbarste Auswirkung auf den Markt wird das zusätzliche Staatsrisiko in Frankreich haben. Die Auflösung des Parlaments und die Neuwahlen deuten darauf hin, dass es in nächster Zeit weder ein Programm zur Haushaltskonsolidierung geben wird, noch dass Strukturreformen in Angriff genommen werden. Angesichts des hohen Haushaltsdefizits Frankreichs bedeutet das Ausbleiben jeglicher Verbesserung eine höhere Risikoprämie für französische Anleihen sowie für alle anderen schwächeren Staaten der Eurozone“, so Elliot Hentov, Head of Macro Policy Research.
Hinzu kommen aber auch zinsinduzierte Kapitalströme. Die EZB hat vorige Woche erstmals seit 2019 die Leitzinsen gesenkt. Das bedeutet zumindest in der Tendenz eher einen Anreiz, in anderen Währungsräumen – wie etwa dem Dollar – Kapital anzulegen, wenn dies auch nicht einen Massenabfluss von Kapital nach sich zieht. Für den Dollar und damit einen Zufluss an Kapital in den Greenback spricht zudem, dass die Fed mit ihren Zinssenkungen noch abwartet. Die Zinsdifferenz zum Euro wird weiter hoch gehalten, wenn etwa die EZB im Juli schon nachlegen sollte und die Fed im September womöglich immer noch nicht zu Senkungen übergegangen ist. Für den Euro spricht all das eher für Schwäche.