KommentarItaliens Banken

Italiens Banken stärker denn je

Italienische Banken sind nach schwierigen Jahren heute gut aufgestellt. Nach ihrer Sanierung sind sie jetzt so stark, dass sie spektakuläre Übernahmen versuchen können.

Italiens Banken stärker denn je

Konsolidierung

Italiens Banken sind stärker denn je

Von Gerhard Bläske

Italiens Banken machen europaweit von sich reden. Unicredit plant eine Übernahme des nationalen Konkurrenten BPM und würde damit – gemessen an der Kapitalisierung – zur größten Bank der Eurozone. Zuvor hatte die HVB-Mutter bereits mit dem Erwerb von Anteilen an der Commerzbank für Aufsehen gesorgt. Eine Akquisition wäre wohl der Startschuss für eine europäische Konsolidierung. Und der nationale Konkurrent Intesa Sanpaolo ist nicht minder erfolgreich und derzeit sogar noch größer.

Die Kurve gekriegt

Auch generell sind Italiens Banken heute ganz überwiegend in Bestform. Sie weisen Rekordgewinne aus, überschwemmen ihre Aktionäre mit Ausschüttungen und weisen sehr solide Eigenkapitalquoten auf. Das mag manche Beobachter überraschen. Denn noch vor wenigen Jahren standen die Institute am Abgrund. Mit Hilfe der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, aber auch der diversen italienischen Regierungen haben sie sich jedoch saniert. Rom hat die Übernahme von Krisenbanken etwa durch die Intesa Sanpaolo auch finanziell gefördert und deren finanzielle Risiken an eine staatliche bad bank übertragen. Damit hat sie die somit unbelasteten Banken in die Lage versetzt, sich zu sanieren, verbliebene faule Kredite abzustoßen, Kosten zu senken, Filialen zu schließen, zu digitalisieren, die Vermögensverwaltung und das Versicherungsgeschäft auszubauen. Außerdem zwangen diverse Regierungen etwa Volksbanken und Genossenschaftsbanken, sich in Aktiengesellschaften zu wandeln bzw. zu größeren Gruppen zusammenzuschließen. Die Zahl der selbständigen Bankengruppen ging innerhalb weniger Jahre von rund 500 auf hundert zurück.

Ballast abgeworfen

Es hat einige Jahre gedauert, bis die Ergebnisse sichtbar wurden. Heute stehen Italiens Banken auch deshalb besser da als etwa deutsche, weil sie schmerzhafte Häutungen hinter sich und Ballast abgeworfen haben. Sie nutzen nun den neu gewonnenen Spielraum, um zu wachsen: Durch weitere Übernahmen in Italien, aber auch durch Akquisitionen außerhalb des Landes. Weitere Überraschungen sind dabei nicht ausgeschlossen. Auch die Intesa Sanpaolo könnte aktiv werden.

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