KommentarUrabstimmung im Postbank-Tarifstreit

Nach dem Chaos ist vor dem Chaos

Postbank-Kunden brauchen starke Nerven. Nach den Service-Ausfällen im vergangenen Jahr drohen nun die Gewerkschaften mit Erzwingungsstreik. Die Deutsche Bank sollte sich gut überlegen, ob sie dieses Risiko eingehen kann.

Nach dem Chaos ist vor dem Chaos

Postbank

Nach dem Chaos
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Von Anna Sleegers

Kunde der Postbank zu sein, ist nichts für Feiglinge. Im vergangenen Jahr hat das von der Deutschen Bank aufgesetzte IT-Projekt „Unity“ den Zugriff auf einige teils essenzielle Dienstleistungen zeitweise lahmgelegt, den altgedienten zuverlässigen „Finanzassistenten“ aus dem App Store gefegt und dafür gesorgt, dass sich ein historischer Rückstau im Back Office auftürmte. Nun steht neuer Ärger ins Haus.

Zwar gelang es der Deutschen Bank, die Rückstände bis Ende März so weit abzubauen, dass sie neue Anfragen nach eigenen Angaben in einer normalen Servicezeit bearbeiten kann. So weit hatte das Institut allerdings eigentlich schon Ende 2023 sein wollen. Die Hoffnung, dass das Postbank-Geschäft jetzt wieder in ruhigeren Fahrwassern schippern kann, droht angesichts der erneut gescheiterten Tarifrunde für die rund 12.000 Beschäftigten zu verpuffen.

Seit Monaten haben die DBV und Verdi mit umfangreichen Warnstreiks für jede Menge Lärm gesorgt. Nun droht der Deutschen Bank ein kompletter Stillstand. Denn nach der ergebnislosen vierten Verhandlungsrunde wollen die Gewerkschaften die Urabstimmung über unbefristete Arbeitsniederlegungen einleiten.

Man mag den Gewerkschaften vorwerfen, dass sie die Notlage der Deutschen Bank schamlos für ihre Zwecke ausnutzen. Immerhin ist das Service-Chaos bei der Postbank spätestens seit der Bestellung des BaFin-Sonderbeauftragten längst auch ein Thema, das die Investoren aufhorchen lässt.

Das Management der Deutschen Bank muss sich aber auch die Frage gefallen lassen, ob es nach mehr als 15 Jahren immer noch nicht verstanden hat, was sie eigentlich gekauft hat. Dass sich ein ehemals staatliches Institut wie die Postbank durch einen hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad auszeichnet, kann eigentlich nicht überraschen – allenfalls jene, die sich selten in die Niederungen des kleinteiligen Massengeschäfts begeben. Sich an die Hoffnung zu klammern, an die üppigen Einlagen von Millionen Privatkunden zum Nulltarif zu kommen, war von Anfang an ziemlich naiv.

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