Bitcoin

Täuschende Kryptorally

Bitcoin hat zuletzt die längste Gewinnserie seit fast einem Jahrzehnt hingelegt. Die Rally täuscht aber darüber hinweg, dass sich die Existenzkrise im Kryptosegment noch verschärfen dürfte.

Täuschende Kryptorally

Die jüngste Gewinnserie der führenden Digitalwährung Bitcoin täuscht darüber hinweg, dass der Kryptomarkt seine existenzielle Krise noch lange nicht überwunden hat. Zuletzt stieg der Wert der Cyberdevise an 14 Handelstagen in Folge und damit so lange wie seit November 2013 nicht. Auch am Mittwoch legte die Kryptowährung bis zum Nachmittag zu, bevor Wachstumssorgen bezüglich der globalen Konjunktur wieder in den Fokus rückten und Bitcoin ins Minus drehte.

Gerade dieser Umschwung sollte Investoren, die angesichts der auf Jahressicht deutlich gesunkenen Kursniveaus über einen Einstieg in den Kryptomarkt nachdenken, einen wichtigen Fingerzeig liefern. Denn an ihm zeigt sich exemplarisch, dass sich die Rally digitaler Anlagen seit Anfang Januar allein auf die allgemeine Jahresauftakt-Euphorie an den Finanzmärkten stützt – und von einer fundamentalen Erholung des Segments nicht die Rede sein kann. Insbesondere die Hoffnung auf einen weniger restriktiven Kurs der Federal Reserve hat den spekulativ geprägten Kryptomarkt zuletzt gestützt. Sie dürfte nun allerdings wieder zunehmend der Erkenntnis weichen, dass sich die US-Währungshüter im Ringen um Preisstabilität bei weitem nicht am Ziel sehen. Dies machen auch Äußerungen des Präsidenten der Fed von St. Louis, James Bullard, vom Mittwoch deutlich.

Schwinden die Aussichten auf eine langsamere geldpolitische Straffung oder sogar eine beginnende Lockerung, wird im illiquiden Digital-Assets-Segment wieder die Pleitewelle unter den beteiligten Dienstleistern in den Fokus rücken. Die Folgen des Crashs der Kryptobörse FTX sind wohl immer noch nicht in ihrem vollen Umfang absehbar – auch wenn andere Branchenvertreter wie der Lender Blockfi und der Mining-Riese Core Scientific bereits Insolvenz anmelden mussten.

Die institutionelle Unterstützung für den Sektor erodiert indes. So kündigte die kalifornische Bank Silvergate Capital am Dienstag an, Teile ihres Digital-Assets-Produktportfolios aufzulösen, ihr Verwahrangebot für Cyberdevisen einzustellen und sich von Kunden aus dem Segment trennen zu wollen. Das US-Haus hatte sich in den vergangenen Jahren zu einem führenden Finanzdienstleister für Kryptoplattformen entwickelt. Infolge des FTX-Crashs musste es im Schlussquartal 2022 allerdings einen Milliardenverlust verkraften. Silvergate dürfte nicht die letzte Bank bleiben, die sich an ihren Kryptoengagements die Finger verbrennt, auch andere Geldhäuser halten großvolumige Reserven für Digital-Assets-Dienstleister. Distanzieren auch sie sich verstärkt vom Segment, dürften die Zukunftsfantasien der verbliebenen Kryptoinvestoren in sich zusammenbrechen.

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