KommentarBörsengänge

Taktgeber für Private-Equity-IPOs

Springer Nature hat die Schulden vor dem Börsengang deutlich gesenkt und macht weiter damit. So könnte sich das IPO des Wissenschaftsverlags zum Startschuss für eine ganze Reihe von IPOs aus den Portfolios der Private-Equity-Firmen entwickeln.

Taktgeber für Private-Equity-IPOs

Springer-Nature-IPO

Taktgeber für Private Equity

Von Christoph Ruhkamp

Der Börsengang von Springer Nature wird das erste größere europäische IPO in der zweiten Jahreshälfte. Als Springer Nature im Jahr 2018 den ersten Anlauf für einen Börsengang unternahm, strebte der Wissenschaftsverlag aus Berlin mit damals 1,2 Mrd. Euro einen deutlich höheren Emissionserlös an als beim jetzt angekündigten IPO mit 600 Mill. Euro. Nach dem letzten gescheiterten Versuch im Herbst 2020 hatte BC Partners die Beteiligung in einen separaten Fonds ausgelagert, bei dem der US-Vermögensverwalter Neuberger Berman als Co-Investor einstieg. Jetzt will der Finanzinvestor, der 47% der Anteile hält, seinen Ausstieg in die Wege leiten. Der Löwenanteil der Emission entfällt mit etwa 400 Mill. Euro auf die Private-Equity-Firma. Man hat aus den ersten beiden Versuchen gelernt – und aus dem IPO-Flop der Parfümeriekette Douglas aus dem Portfolio des Finanzinvestors CVC, die zu hoch verschuldet an die Börse strebte. Der Verschuldungsgrad von Springer Nature ist seit dem ersten Anlauf zur Erstnotierung deutlich gesunken – laut Finanzchefin Alexandra Dambeck vom 4,6-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) im Jahr 2019 auf das jetzt 2,7-Fache des Ebitda im Jahr 2024. Mithilfe des Emissionserlöses aus neuen Aktien von 200 Mill. Euro soll es runtergehen auf das 2,4-Fache. IPO-Investoren akzeptieren gewöhnlich nicht mehr als das Zweieinhalbfache des Ebitda als Verschuldung.

So besteht die Hoffnung, dass Springer Nature nicht zum nächsten Flop verkommt. Das IPO könnte vielmehr den Startschuss für eine ganze Reihe von IPOs aus den Portfolios der Private-Equity-Firmen in den nächsten Monaten werden, bei denen die Verschuldung der Firmen kräftig gesenkt wird, bevor sie Aktieninvestoren zum Kauf angeboten werden. Ein Beispiel ist der polnische Einzelhändler Zabka Polska aus dem Besitz von CVC. Allerdings wird es erst nach der US-Präsidentenwahl wieder richtig losgehen. Banker haben sich auf ein langsameres zweites Halbjahr eingestellt, nachdem IPOs in der ersten Jahreshälfte mehr als 14 Mrd. Dollar eingespielt haben – das beste erste Halbjahr für Europa seit dem globalen IPO-Boom von 2021.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.