KI-Chatbot DeepSeek

Trojanische Pferde

Die Nachbarländer von China betrachten generative KI aus China wie die App DeepSeek als gefährliche Spionageinstrumente.

Trojanische Pferde

DeepSeek

Trojanische Pferde aus China

Von Martin Fritz

Südkorea hat DeepSeek solange aus den App-Stores verbannt, bis der gleichnamige Betreiber aus China das nationale Datenschutzgesetz einhält. In Taiwan und Australien dürfen staatliche Behörden und Einrichtungen diese App für generative KI nicht einsetzen. Viele Unternehmen in Japan, darunter Toyota und der Rüstungshersteller Mitsubishi Heavy Industries, stoppten die Verwendung ebenfalls.

Datenspeicherung in China

Ihre Bedenken sind leicht nachvollziehbar. App-Nutzer riskieren, dass interne Informationen direkt beim chinesischen Staat landen, weil DeepSeek die Anfragen auf Servern in China speichert. Dort existiert kein Datenschutz. Daher erfährt Chinas Geheimdienst in Echtzeit aus den Anfragen an die KI, womit ausländische Behörden sich beschäftigen und woran Unternehmen arbeiten. Wer DeepSeek nutzt, stimmt über die Nutzungsbedingungen ausdrücklich zu, dass „Tastatureingabe-Muster und -Rhythmen“ erfasst werden. Daran ließen sich individuelle User identifizieren und anschließend gezielt ausspionieren.

Chinas Nachbarn reagieren konsequenter auf diese Gefahr, da sie durch Cyber- und Hackerangriffe sowie Chinas aggressives Machtgebaren im Ost- und Südchinesischen Meer dafür stark sensibiliert sind. China strebt eine globale Führungsrolle bei KI an. Dafür spricht auch der Auftritt von Präsident Xi Jinping vor den versammelten Chefs zahlreicher Technologiekonzerne am Montag. Damit signalisierte er, dass er trotz seiner Skepsis die Tech-Konglomerate wieder mehr fördern will. Sonst hätte der in Ungnade gefallene Alibaba-Gründer Jack Ma kaum teilnehmen dürfen.

KI dient als Machtinstrument

Alles deutet darauf hin, dass der wirtschaftliche und damit auch der machtpolitische Wettbewerb zwischen China und Demokratien wie den USA, Japan und Südkorea durch die nationalen KI-Fähigkeiten entschieden wird. Die Leistungen von DeepSeek könnten Xi überzeugt haben, dass er seine machtpolitischen Ziele für China nicht ohne private Innovationen erreichen kann. Daher betrachten Südkorea, Japan und andere Nachbarstaaten generative KI-Apps aus China zu Recht als trojanische Pferde, die man sich besser nicht auf die eigenen Rechensysteme lädt.

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