Trumps ominöser Bowlingkugel-Test
Notiert in Tokio
Trumps ominöser Bowlingkugel-Test
Von Martin Fritz
Sie nehmen eine Bowlingkugel, werfen sie aus sechs Metern Höhe auf die Motorhaube eines Autos. Wenn die Motorhaube verbeult ist, ist das Auto nicht zugelassen. Das ist schrecklich.“ Schon vor sieben Jahren kritisierte US-Präsident Donald Trump, Japan erschwere mit solchen Tests US-Autos unfairerweise den Marktzugang. Damals erklärten seine Mitarbeiter, Trump habe nur einen Witz gemacht. Aber in diesem Jahr wiederholte Trump die Anekdote mehrere Male. Nach einem Gespräch mit Premier Shigeru Ishiba legte er nach: „Sie nehmen unsere Autos nicht, aber wir nehmen Millionen von ihren!“
Weniger Sicherheitsstandards
Das japanische Verkehrsministerium dementiert Blechtests mit Bowlingkugeln. Vermutlich spreche Trump von einem Test für die Sicherheit von Fußgängern. Dafür benutzt die japanische Behörde ein halbkugelförmiges Messgerät, so groß wie ein menschlicher Kopf. Es wird aus einer Höhe von zwei Metern abgeschossen und trifft mit einer Geschwindigkeit von 35 Kilometern pro Stunde auf die Motorhaube. Es müsste eine Blechbeule entstehen, um den Stoß zu absorbieren, erläuterten Beamte die Bewertung.
Für eine Zulassung müssen Automodelle in Japan 43 internationale Sicherheitsstandards erfüllen, die auch in 61 anderen Ländern gelten, etwa in den EU-Staaten. Kommen die Fahrzeuge aus solchen Ländern, brauchen sie keine Extrazulassung. Doch US-Hersteller müssen zu Hause nur drei dieser 43 Standards erfüllen, sodass Japan diese Modelle prüft und auch Nachrüstungen verlangt. Beispielsweise müssen Blinker orange sein. Das könnte man durchaus als nicht-tarifäres Handelshemmnis bewerten.
Modelle verfehlen Lokalgeschmack
Tatsächlich stammten vergangenes Jahr nur 16.000 der 230.000 verkauften ausländischen Neuwagen in Japan von US-Herstellern. Das liegt jedoch daran, dass sie sich wenig Mühe geben, den lokalen Geschmack zu treffen. Japanische Autofahrer wollen kompakte und sparsame Fahrzeuge, US-Autos sind oft zu groß und sperrig für die schmalen Straßen, engen Kurven und kleinen Parkplätze und schlucken viel Benzin. Anders als europäische Hersteller bieten US-Marken ihre Modelle nicht mit Rechtslenker für den japanischen Linksverkehr an.
Jeep macht vor, dass es auch anders geht. Mit über 9.000 Fahrzeugen lag der US-Hersteller 2024 auf Platz 7 bei den ausländischen Neuverkäufen. Seine japanischen Händler bieten die kompakteren Modelle von Jeep an, die sich besser für die hiesigen Straßen eignen und mit ihrem kleineren Hubraum steuerliche Vorteile erhalten. Jeep erfüllt schon bei der Einfuhr die japanischen Sicherheitsnormen und braucht daher keine teuren Nachrüstungen zu fürchten.
Ex-Außenminister: „Wie ein Déjà-vu“
Japan müsste Trumps Missverständnisse ausräumen, sagte Ex-Außenminister Taro Kono auf Bloomberg TV: „Die Fakten und Zahlen, die er nennt, sind völlig falsch.“ Während seiner ersten Amtszeit hätten Premier Shinzo Abe und er Trumps falsche Annahmen korrigieren können. Nun müssten sie erneut berichtigt werden. „Es ist wie ein Déjà-vu“, meinte Kono leicht verzweifelt.