Übernahmegerüchte so heiß wie nie
Commerzbank
Übernahme so heiß wie nie
Von Philipp Habdank
Eine Übernahme der Commerzbank ergibt für die Unicredit strategisch Sinn, aber nicht nur die Renditevorgaben der Italiener sind eine hohe Hürde.
Erst vor wenigen Tagen haben wir geschrieben, dass die Commerzbank einen Autor für eine neue und spannendere Equity-Story sucht und es mit der Langeweile bei der Bank ein Ende hat. Seit Dienstag überschlagen sich aber die Ereignisse, und inzwischen deutet einiges darauf hin, dass die Feder in Mailand geführt werden könnte. Doch der Reihe nach: Zunächst gab die Bank am frühen Dienstagabend überraschend bekannt, dass CEO Manfred Knof seinen Ende nächsten Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird, nachdem kurz zuvor in den Medien kursiert war, dass er eine zweite Amtszeit anstreben will.
Dienstagnacht, um 1:11 Uhr, ließ die deutsche Finanzagentur die Bombe platzen und gab bekannt, 4,5% ihrer Anteile an der Commerzbank an die Unicredit verkauft zu haben. Diese vermeldete am Mittwochmorgen, dass sie ihre Anteile sogar auf rund 9% aufgestockt habe und ließ verlauten, unter Umständen an einer weiteren Aufstockung interessiert zu sein. Der Aktienkurs der Commerzbank schoss daraufhin am Mittwoch zeitweise um rund 18% nach oben. Der Grund dafür ist klar: Die Übernahmegerüchte der Commerzbank sind nun so heiß wie nie.
Zeichen für eine Übernahme der Commerzbank stehen gut
Vieles spricht dafür. Vor allem das Timing. Es ist kein Geheimnis, dass sich Europas Großbanken die Commerzbank schon länger angeschaut haben. Doch die Bank war nie aufgeräumt genug, was ausländische Banken abgeschreckt hat. Knof hat die Bank saniert, das Filialnetz ausgedünnt und stark auf die Kosten geachtet. Vergleichbares hat die Unicredit in den vergangenen Jahren mit der Münchener HypoVereinsbank gemacht. Ein spannendes Denkszenario könnte sein, die aufgeräumten Münchener mit den Frankfurtern zusammenzulegen. Eine fusionierte HypoCommerzbank mit der internationalen Unicredit im Rücken wäre ein Branchenschwergewicht.
Ein No-Brainer wäre eine Übernahme freilich nicht. Übernahmen börsennotierter Banken sind langwierig und nicht ohne Risiko, wie der Fall Postbank gelehrt hat. Unicredit-CEO Andrea Orcel hat zudem in der Vergangenheit stets darauf hingewiesen, dass Übernahmen strategisch sinnvoll sein, Synergien generieren und dem Anspruch an eine Eigenkapitalrendite von mindestens 15% genügen müssten.
Der Haken mit der Rendite
Strategisch ergibt eine Commerzbank-Übernahme für die Italiener durchaus Sinn. Kostensynergien lassen sich mit der HVB sicherlich ausrechnen Der Renditeanspruch ist allerdings eine hohe Hürde, denn von den 15% ist die Commerzbank mit ihren angekündigten 11% noch weit entfernt. Dennoch fällt es schwer zu glauben, dass es die Italiener kurz- oder mittelfristig lediglich auf einen Minderheitsanteil abgesehen haben. Das dürfte auch Berlin klar sein.
Daher überrascht noch mehr, dass der Bund seinen Ausstiegsplan bei dem Kreditinstitut offenbar aufgesetzt hatte, ohne das strategische Interesse von Unicredit auf dem Schirm zu haben; obwohl die Italiener bereits vor einiger Zeit bei der Regierung vorgefühlt haben sollen. Fest steht jedenfalls: der Commerzbank stehen turbulente Wochen bevor.