Vodafone geht durch die Straßen
Eine kleine Zahl offenbart eine große Lücke: Knapp 9 Millionen Glasfaseranschlüsse gab es zuletzt in Deutschland, bei rund 40 Millionen Haushalten. Der Nachholbedarf bei zukunftsfähiger Telekommunikationsinfrastruktur hierzulande hat inzwischen bereits eine Reihe von Goldgräbern angelockt, insbesondere Private Equity. Infrastrukturfonds marschieren entweder allein – wie bei Deutsche Glasfaser – oder zusammen mit Strategen. Sowohl Telefónica Deutschland als auch die Deutsche Telekom haben hier schon Schützenhilfe für neue Glasfaser-Vehikel gefunden.
Vodafone, die in Deutschland ihre größte Landesgesellschaft betreibt, hinkte dabei bisher hinterher. Der zuletzt mit rund 42 Mrd. Euro verschuldete Telekomriese hat diesen Berg vernehmlich durch die Übernahme von Kabelgesellschaften – darunter hierzulande die einstige Kabel Deutschland sowie Unitymedia – aufgehäuft, um dann bald festzustellen, dass diese Infrastruktur ihre goldenen Zeiten längst hinter sich hat und sich die astronomischen Kaufpreise wohl kaum jemals zurückverdienen lassen. Im Vergleich mit Glasfaser kommt das Kabel zwar später, aber letztlich ebenso an die Grenzen der Leistungsfähigkeit wie die Kupferadern der Telekom. Das wissen auch die Großkunden, die Vodafone mit ihren beiden Kabeltransaktionen gewonnen hat: eine Vielzahl von Wohnungsbaugesellschaften, die der britische Konzern nur halten kann, wenn er in den Liegenschaften auch modernste Infrastruktur einzieht.
Für diesen Kraftakt, den Überbau des Kabels mit Glasfaser, den Vodafone allein nicht stemmen kann, hat das Unternehmen in Altice einen erfahrenen Partner gefunden. Anders als bei den beiden Wettbewerbern Telekom und Telefónica Deutschland schließen sich also in dieser Kombination zwei Strategen zusammen, wobei sich Vodafone den Zutritt zu ihrer deutschen Kabelkundenbasis von Altice vergüten lässt.
Der Investmentfokus ist gut gewählt. Zum einen kommt sich der Konzern nicht ins Gehege mit all jenen, die sich vornehmlich den Glasfaserausbau in der Fläche zum Ziel gesetzt haben. Zum anderen ist der Anschluss großer Wohnungsliegenschaften mit Glasfaser deutlich wirtschaftlicher, weil hier Skaleneffekte zum Tragen kommen. Allerdings kann Vodafone nicht davon ausgehen, dass die Konkurrenz schläft. 2024 fällt das sogenannte Nebenkostenprivileg, das Mietern eine monatliche Gebühr für den Kabelanschluss abverlangt, ob sie ihn nutzen oder nicht. Das dürfte dann auch der Telekom und anderen Wettbewerbern den Zugang zu dieser attraktiven Kundenbasis erleichtern.