Tesla

Wachstums­schmerzen

Der Elektroautopionier Tesla hat den Schritt von der Kleinserien- zur echten Serienproduktion gut hinbekommen. Der nächste Schritt wird indes schwer

Wachstums­schmerzen

Tesla-Gründer und CEO Elon Musk feiert an diesem Montag seinen 50. Ge­burtstag. Gefeiert wird der Mann, der die gesamte Automobilindustrie auf Elektromobilitätskurs gebracht hat, indes schon länger. Doch der zunehmend globale Erfolg der E-Auto-Revolution bedroht nun ausgerechnet den kalifornischen Pionier in besonderer Weise. Denn der Wettbewerb ist in den vergangenen Monaten auch dank der strikten CO2-Flotten­emissionsziele in der Euro­päischen Union rasant ge­wachsen.

Betrachtet man die aktuelle Situation des US-Konzerns, sieht die Lage auf den ersten Blick rosig aus. Tesla hat den Umsatz im ersten Quartal gegenüber 2020 um knapp drei Viertel gesteigert und den operativen Gewinn dabei mehr als verdoppelt. Es war bereits das siebte Quartal mit schwarzen Zahlen in Serie. Allerdings stammt das Gros des Gewinns noch immer aus dem Handel mit Emissionsrechten. Im ersten Quartal erlöste Tesla mit Abgaszertifikaten 518 (i.V. 354) Mill. Dollar bei 594 (281) Mill. Dollar operativem Gewinn. Der wohl größte Abnehmer Stellantis hat im Mai indes angekündigt, dass das Emissionsrechte-Pooling, das Fiat Chrysler vor dem Zusammenschluss mit PSA vereinbart hatte, aufgelöst werden kann. Mit der elektrischen Technologie, die PSA zu Stellantis gebracht habe, sei das Pooling nicht mehr nötig, sagte Stellantis-CEO Carlos Tavares unlängst. Auch andere Autobauer kommen schneller mit der Elektrifizierung ihrer Flotten voran als geplant. Eine wichtige Ertragssäule bröckelt Tesla damit absehbar weg und alternative Einnahmequellen gibt es kaum.

Ein Ergebnistreiber, der aber weitaus weniger verlässlich sein dürfte, war zuletzt das Engagement des Konzerns im Kryptowährungsmarkt. Für einen milliardenschweren Ergebnisbeitrag, für den die Emissionsrechte zuletzt standen, müsste Tesla indes enorm ins Risiko gehen. Davor dürfte selbst Spielernatur Musk zurückschrecken. Eine Einnahmequelle könnte auch das Öffnen des Supercharger-Netzwerks für Autos anderer Hersteller sein. In Deutschland hatte dies Verkehrsminister Andreas Scheuer zuletzt angeregt. Da die auf der Straße befindliche Zahl der Elektroautos zumindest in Europa schneller wächst als die zugehörige Ladeinfrastruktur, dürfte dies zumindest temporär eine lukrative Option sein, die allerdings im Gegenzug droht, Tesla-Fahrer zu verärgern, die gerade aufgrund der hervorragenden Ladeinfrastruktur eine besonders hohe Kundenzufriedenheit aufwiesen.

Mittelfristig muss daher das automobile Kerngeschäft nachhaltig profitabel werden. In diesem steht Tesla indes vor einer neuerlichen Evolutionsstufe. Den Schritt von den kleineren Serien bei Model S und Model X hin zur echten Serienfertigung mit dem Model 3 hat Tesla nach schmerzhaften Lernerfahrungen letztlich gut gemeistert. Nun muss der US-Konzern allerdings zu einem echt globalen Autobauer werden, um mit den Skaleneffekten, die Hersteller wie Volkswagen oder Toyota erzielen, mithalten zu können. Zudem unterscheiden sich die Herausforderungen regional. In den USA wird der Tesla Cybertruck mittelfristig wohl das wichtigste Auto sein. Fords Pick-up-Truck F150 ist seit Jahrzehnten das meistverkaufte Auto der USA. Der Autobauer hat gerade erstmals eine batterieelektrische Version zum Kampfpreis vorgestellt. Auch Rivale GM will mit einem vollelektrischen Pick-up-Truck nachziehen.

Außerhalb der USA spielen diese Modelle indes kaum eine Rolle. Global wichtigstes Modell wird wohl das Model Y, das bislang erst in Kalifornien und Schanghai produziert wird. Das Auto, das technisch in der Basisversion im Wesentlichen ein geräumigeres Model 3 ist, soll hierzulande für knapp 9000 Euro mehr verkauft werden als die kleinere Limousine. Tesla setzt wie andere Autobauer darauf, dass mit der beliebteren SUV-Bauart ein Aufschlag durchsetzbar ist und damit ein höherer Ergebnisbeitrag. Allerdings wird die Durchsetzbarkeit am Ende auch davon abhängen, ob es Tesla gelingt, die rasant steigende Produktion in den Markt zu verkaufen. In China deuteten sich zuletzt schon Absatzprobleme an. Für das Werk in Schanghai ist das noch kein Problem, da die dort produzierten Model Y aktuell global exportiert werden können. Wenn die neuen Werke in Texas und Grünheide allerdings bald ihre Bänder starten, dürfte es deutlich schwieriger werden für eine Auslastung der Kapazitäten zu sorgen. Nachdem Tesla und CEO Musk zuletzt zwei Jahre auf der Erfolgswelle surfen durften, ist in den kommenden Quartalen wieder mit reichlich Wachstumsschmerzen zu rechnen.

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