Wandern in Hightech statt Highfashion
Notiert in Frankfurt
Wandern in Hightech statt Highfashion
Von Alexandra Baude
Kratzige selbstgestrickte Pullis und Socken, Kniebundhose und gefühlt tonnenschwere Schuhe: So war Wandern früher. Da wurde am Wochenende die Jause in den alten schnallenbewehrten Rucksack gepackt, die – mal eher begeisterten, meist aber eher widerwilligen Kinder – in die Familienkutsche verfrachtet und auf gings in die Berge. Egal ob Alpen oder Harz, vor allem im Herbst wurde gewandert. Bevor die Tage kürzer und dunkler wurden, und am Wochenende wieder Ausschlafen angesagt war.
Wandern wieder en vogue
Doch genug der Nostalgie. Obwohl: Es wird wieder gewandert. Kaum blitzen die ersten Sonnenstrahlen heraus und die Temperaturen sind nicht mehr ganz so eisig, finden sich wieder die ersten Wanderer, wenn auch nur vereinzelt. Je wärmer es aber wird, desto mehr trauen sich wieder auf Schusters Rappen in die Natur. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie mit all ihren Beschränkungen hat Wandern wieder salonfähig gemacht. Ebenso wie das verstärkte Fitness- und Umweltbewusstsein.
Farbenfroh und Funktional
Der Blick auf die Wandersleute zeigt aber, dass sich seit den Zeiten von Luis Trenker und Reinhold Messner so einiges getan hat. Ohne Hightechklamotten und -equipment geht es mittlerweile nicht mehr. Die ohne Farbe offenbar nicht auskommen – die Reichhaltigkeit der angebotenen Farbpalette lässt einen Pfau vor Neid erblassen. Selbst wenn nur die Gipfel von Feldberg, Brocken & Co. mit ihren um die 1.000 bis 1.500 Höhenmetern erklommen werden, taugen das zur Schau gestellte Gewand und Zubehör oftmals auch für eine hochalpine Tour – oder das Basislager des Mount Everest.
Will der Bergfex nun die heimische Wirtschaft ankurbeln, so hat er eine reichhaltige Auswahl an Bekleidungsherstellern, die ihren Sitz und teils auch Produktion immer noch hierzulande oder zumindest in Europa haben: Der Schuhhersteller Meindl etwa, der Produzent von Outdoor-, Ski- und Bike- sowie Arbeits-Bekleidung Schöffel bis hin zu den Rucksäcken von Deuter.
Die teils mehr als hundertjährigen Historien der Outdoorausrüster waren – wie bei anderen Bekleidungsherstellern – mehrfach von stürmischen wirtschaftlichen Zeiten geprägt. Und nicht alle haben die Krisen schadlos überstanden. Der 1923 gegründete Schuhhersteller Lowa etwa hat 1993 Unternehmensanteile an die italienische Firmengruppe Tecnica verkauft. Zu Tecnica gehören auch die Marken Blizzard, Nordica, Rollerblade und Moon Boot.
Nicht der erste Verkauf
Die turbulenteste Geschichte mit mehrfachem Eigentümerwechsel und Rechtsstreitigkeiten um die markante Bärentatze hat der Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin hinter sich. Das 1981 gegründete Frankfurter Unternehmen gehörte schon Blackstone und steht nun vor dem Verkauf nach China. Passend zur möglichen Strategie Pekings, über Zukäufe im Ausland die Zollkeule von US-Präsident Donald Trump zumindest teilweise zu umgehen. Wie auch immer, der Naturfreund wird weiter nach dem Motto Hightech statt Highfashion unterwegs sein.