Dem Dollar steht unter Trump ein gutes Jahr 2025 bevor
Dem Dollar steht unter Trump ein gutes Jahr 2025 bevor
Die Parität zum Euro könnte erreicht werden, denn die protektionistische US-Wirtschaftspolitik stärkt dem Greenback den Rücken.
Von Kai Johannsen, Frankfurt
Für den Euro wird es an den Devisenmärkten gegenüber dem Dollar ein herausforderndes Jahr werden, denn die Vorzeichen sprechen 2025 klar für den Greenback. Und es sind im Wesentlichen zwei Faktoren, die den Dollar maßgeblich stärken werden. Das ist zum einen der US-Zyklus und wie er sich in der neuen Ära unter Donald Trump entwickeln wird, und es ist das Zinsgefüge zwischen USA und Europa. Die meisten Auguren gehen von einer Befestigung des Dollar aus, die bis zur Parität gegenüber dem Euro gehen kann.
Thomas Kruse, Chief Investment Officer bei Amundi Deutschland, sieht als einen wichtigen Einflussfaktor für den US-Zyklus unter Trump eine allmählich Abkühlung und Abschwächung des US-Arbeitsmarktes, aber keinen Zusammenbruch desselben. Er sieht zudem die Gefahr eines Angebotsmangels angesichts der diskutierten Einwanderungskontrollen. Der Inflationsrückgang in den USA dürfte sich seiner Ansicht nach fortsetzen. Jedoch würden die geplanten Zölle und die Einwanderungspolitik Aufwärtsrisiken für die Inflation darstellen. Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor sei die Finanzpolitik. Deregulierung und Steuersenkungen würden wachstumsfördernd sein. Defizite und Verschuldung würden aber einen noch niemals zuvor dagewesenen Umfang annehmen.
Starke Schuldenfinanzierung
Unter Trump 2.0 stellen sich Marktteilnehmer auf eine protektionistische Wirtschaftspolitik ein. „Im weltweiten Vergleich dürfte die US-Wirtschaft weiterhin positiv hervorstechen“, hält Yves Ceelen, CIO Global Balanced von Degroof Petercam Asset Management (DPAM) fest. Viele Wirtschaftsprojekte dürften weiterhin stark schuldenfinanziert sein, womit auf den Bondmarkt ein entsprechendes Angebot an US-Staatsanleihen zukommen dürfte. Dieses beunruhigt aber mittlerweile immer mehr Investoren. Und noch mehr Anleihen dürften dann auch nur zu einem höheren Preis, d.h. höheren Renditen platzierbar sein. „Der US-Dollar könnte daher stark bleiben und die Parität gegenüber dem Euro in den Blick nehmen. Auch wenn Trump zur Stärkung der eigenen Industrie einen schwächeren Dollar befürwortet, werden Maßnahmen wie Zölle, Deregulierung und eine striktere Einwanderungspolitik den Dollar stärken“, sagt CIO Ceelen.
Damit bleibt die Frage, wie ernst es Donald Trump dann letzten Endes mit seinen Ankündigungen meint. Schon oft ist in seiner ersten Amtszeit zu beobachten gewesen, dass es zu einem schnellen Hin- und Her seiner Äußerungen kommen kann. Bei Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) gehen die Experten davon aus, dass die Trump-Regierung ihren weiten politischen Spielraum nutzen und eher mehr als weniger ihrer durchaus extremen Ankündigungen umsetzen wird. Im Vergleich zur ersten Trump-Präsidentschaft sollten sich Investoren auf eine noch strengere America-First-Politik einstellen. Und diese Politik kann Trump noch leichter umsetzen angesichts der Mehrheiten im US-Kongress. „Wenn es zur Stärkung der US-Wirtschaft dabei als dienlich angesehen wird, dürfte auch ein Handelskrieg vom Zaun gebrochen und ein Rückzug aus internationalen Abkommen vollzogen werden“, meint Bastian Hepperle, Senior Economist bei HAL. Für Hepperle besteht ebenfalls die Aussicht auf eine florierende US-Wirtschaft. Das bedeutet für ihn höhere Unternehmensgewinne und zufließendes Risikokapital, wovon Innovationen in den USA profitieren sollten. Europa werde in dieser Hinsicht dann nicht mithalten können. Etwaige Kollateralschäden wie die steigende Staatsverschuldung würden das Investorenvertrauen aber kaum erschüttern. „Ihr Rückzug aus dem Dollar ist deshalb wenig wahrscheinlich“, meint Hepperle.
Ein weiterer Aspekt ist allerdings auch, dass der Dollar bei vielen Assetmanagern weltweit die Anlagewährung Nummer eins ist. Hinzu kommt auch die Nachfrage nach Dollar-Assets insbesondere im Fixed-Income-Bereich seitens Banken-Treasuries und auch von Zentralbanken und Staatsfonds. Auch das festigt den Dollarkurs. Und es ist kaum damit zu rechnen, dass bei diesen Adressen ein schnelles Drehen der Bestände in andere Währungen vorgenommen wird.
Höhere US-Zinsen möglich
Für einen festeren Dollar, der bis auf Parität zum Euro gehen könnte, spricht auch der Leitzinsausblick. Dies- und jenseits des Atlantiks sind die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank (Fed) dabei, die Leitzinsen weiter zu senken, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Die Inflation gilt sowohl in der Eurozone als auch in den USA derzeit unter Kontrolle. Die EZB wird im kommenden Jahr die Leitzinsen weiter zurücknehmen – so die überwiegende Erwartung an den Märkten. Auch bei der Fed wird mit Leitzinssenkungen gerechnet. Einen Strich durch die Rechnung könnte aber auch hier die protektionistische Wirtschaftspolitik von Trump machen. „Wenn die von uns erwarteten inflationären Impulse der Trump-Politik deutlicher sichtbar werden, wird außerdem wohl die Diskussion um höhere Leitzinsen in der Fed Fahrt aufnehmen“, prognostiziert Hepperle. Er geht von einer anhaltenden Dollar-Stärke aus. Euro-Dollar sieht er um 1,05 Dollar und leicht darunter mit einer unterjährigen Spanne von 1,00 bis 1,10 Dollar.
Als positiv für den Dollar sieht Amundi-Deutschland CIO Kruse auch die geopolitischen Krisen mit ihren globalen Ausstrahlungseffekten. Das hat sich auch in der Vergangenheit immer wieder bei anderen Krisen gezeigt. Anleger steuern krisenbedingt dann die sicheren Häfen an, wozu US-Treasuries und Bundesanleihen gehören. Damit ist dann auch der Dollar wiederum als Anlagewährung gefragt. Da ein Ende dieser Krisenherde aktuell nicht absehbar ist, dürfte es auch von dieser Seite zu einer Stärkung des Dollar kommen. Alles in allem verspricht es also für den Dollar ein gutes Jahr 2025 zu werden.
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