Industrie im Euroraum sendet ein schwaches Lebenszeichen
Industrie im Euroraum sendet ein schwaches Lebenszeichen
ba Frankfurt
Die schwächelnde Industrie im Euroraum ist zum Jahresauftakt so wenig geschrumpft wie seit Mai 2024 nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) legte laut endgültigen Daten um 1,5 auf 46,6 Punkte zu. Ökonomen hatten mit einer Bestätigung der Erstschätzung von 46,1 Zählern gerechnet. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, die die S&P-Umfrage sponsort, sieht den Anstieg „als ersten Schritt in Richtung Stabilisierung nach zwei Monaten sich verschärfender Rezession“. Es sei aber definitiv noch zu früh, „von zarten Konjunkturtrieben im verarbeitenden Gewerbe zu sprechen“. Zumal der Indikator mit einem Wert unterhalb der neutralen 50 Punkte-Schwelle ein anhaltendes schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivität signalisiert.
Die Stimmungsaufhellung beruht S&P zufolge vor allem auf den beiden Schwergewichts-Unterindizes Auftragseingang (30%) und Produktion (25%): Beide sanken so gering wie zuletzt im Mai 2024 – eine Verbesserung im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2024. Auch das Exportgeschäft sei diesmal ein nachlassender Bremsfaktor gewesen. Aber auch die Rückgänge bei Vormateriallagern und Einkaufsmenge schwächten sich ab. Der Kostenauftrieb hingegen beschleunigten sich erstmals seit letztem August wieder, was de la Rubia teils auf den Ölpreisanstieg zurückführt. Der Beschäftigungsabbau nahm ebenfalls Fahrt auf.
Dass die Geschäftsaussichten trotz der Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump so positiv bewertet wurden wie zuletzt im Februar 2022 als der Ukraine-Krieg ausbrach, wertet der Chefvolkswirt als Zeichen der Hoffnung, „dass die Zeit der Lethargie mit den Wahlen in Deutschland und möglicherweise auch in Frankreich zu Ende geht und ein Klima des Aufbruchs entsteht, Dinge zu ändern und den Hebel umzulegen.“
Unter den Euro-Schwergewichten sind Frankreich und Deutschland zwar die Schlusslichter der PMI-Rangliste, doch hat sich die Talfahrt verlangsamt – ebenso wie in Österreich und Italien. In den Niederlanden vergrößerten sich die Geschäftseinbussen. Griechenland und Spanien vermeldeten hingegen erneut Wachstum, das allerdings gleichsam an Dynamik eingebüßt hat. „Trotz aller Zollandrohungen von Trump sollten wir nicht vergessen, dass 90% oder mehr der Exporte der Länder der Eurozone in andere Länder als die USA gehen“, betont de la Rubia.