BIZ-Studie

Notenbanken setzen auf unflexible Inflationsziele

Die Unsicherheiten nehmen zu, Notenbanken tendieren dennoch immer stärker zu unflexibleren Inflationszielen, wie eine Untersuchung der BIZ zeigt. Manche Ökonomen kritisieren diese Entwicklung.

Notenbanken setzen auf unflexible Inflationsziele

Inflationsziele im Wandel

Notenbanken werden laut BIZ-Studie unflexibler – EZB und Fed vor Strategieüberprüfung – Neue Vorgabe in China

mpi Frankfurt

Notenbanken weltweit haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten strengere Inflationsziele gesetzt. Dafür tolerieren die Währungshüter aber auch, dass sie länger brauchen, bis sie das Ziel nach einer Abweichung wieder erreichen. Dies geht aus einer Untersuchung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervor, die am Dienstag als Teil des Quartalsberichts der BIZ veröffentlicht wurde. Dafür analysierten die Ökonomen die Ziele von 26 Notenbanken weltweit für den Zeitraum von 1990 bis 2025.

Dabei stellten sie fest, dass sich Notenbanken tendenziell von Spannbreiten beim Inflationsziel verabschiedet haben und stattdessen auf ein Punktziel setzen. Eine Bandbreite hatte die EZB früher zwar nicht angestrebt, doch auch sie ist etwas unflexibler geworden. 2021 änderte sie ihr Ziel von einer Inflation, die mittelfristig unter, aber nahe 2% liegt – was einen gewissen Interpretationsspielraum bietet – auf mittelfristig exakt 2%.

Anstehende Überprüfung der geldpolitischen Strategie

„Angesichts der bisherigen Erfahrungen beim Anpassen von Notenbankzielen wird es besonders interessant sein zu sehen, wie der jüngste überraschende Anstieg der Inflation die nächsten Anpassungen beeinflussen wird“, schreiben die BIZ-Autoren. So aktualisieren etwa die EZB und auch die Fed in diesem Jahr ihre geldpolitische Strategie.

Unter anderem angesichts der wachsenden geopolitischen und ökonomischen Unsicherheiten plädieren manche Ökonomen dafür, dass sich die Notenbanken eine Spannbreite als Inflationsziel setzen. So könnten sie zudem Phasen mit einer zu hohen Inflation mit einer Teuerung ausgleichen, die für einen längeren Zeitraum am unteren Ende der Spanne liegt. Sowohl die EZB als auch die Fed haben jedoch bereits signalisiert, dass ihr Inflationsziel bei der anstehenden Überprüfung der Strategie nicht zur Debatte steht.

Mehr als nur Teuerung

Die BIZ-Autoren stellen zudem weitere Trends fest. So achten Notenbanken verstärkt neben der Preisstabilität auch auf andere Dinge, wie die ökonomischen Folgen ihrer Geldpolitik oder die Finanzstabilität. Dies sei bei Notenbanken aus entwickelten Volkswirtschaften häufiger der Fall als bei Zentralbanken aus Schwellenländern. Letztere wiederum hätten seltener ein Punktziel bei der Inflation.

Erste Anpassungen bei den Zielen einer Notenbank hat es in diesem Jahr bereits gegeben. So strebt die Zentralbank in China seit diesem Jahr nicht mehr eine Inflationsrate von 3% an, sondern von 2%. Dies ist der Standardwert in den meisten Industrieländern. Die Anpassung hat jedoch vor allem symbolischen Wert. Die chinesische Notenbank verfolgt ihr Inflationsziel weit weniger konsequent als andere Zentralbanken. Zudem ist sie auch mit dem neuen Ziel aktuell meilenweit von der Vorgabe entfernt. Die Verbraucherpreise sanken in China im Februar um 0,7% im Jahresvergleich.

Angriff aufs Fed-Mandat

Unterdessen sind im US-Kongress Bemühungen im Gange, das duale Mandat der Fed zu beenden. Das Mandat schreibt vor, dass die Notenbank neben dem Inflationsziel ihre Geldpolitik auch auf die Erreichung von Vollbeschäftigung ausrichtet. Rechtsgerichtete Republikaner im Repräsentantenhaus wollen aber den „Price Stability Act“ verabschieden. Das Gesetz würde die Fed verpflichten, ihre Geldpolitik ausschließlich an der Inflationsbekämpfung auszurichten.

„Es ist höchste Zeit, dass private Finanzinstitutionen sich auf ihr Kerngeschäft zurückbesinnen“, schreibt der republikanische Abgeordnete Byron Donalds, einer der Mitverfasser des Gesetzesentwurfs. Die Mission der Banken bestehe darin, über Kredite und Finanzierungsoptionen das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, sagt der Co-Autor French Hill. Dies sei nur möglich, wenn sich die Fed ausschließlich auf das Inflationsziel konzentriert.

Die Unsicherheiten nehmen zu, Notenbanken tendieren dennoch immer stärker zu unflexibleren Inflationszielen, wie eine Untersuchung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigt. Manche Ökonomen kritisieren diese Entwicklung und sprechen sich für überarbeitete Mandate aus.

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