Ulrich Kater, Deka-Chefvolkswirt

Trumps Versprechungen werden an der Realität zerschellen

Deka-Chefvolkswirt Kater sieht weniger Probleme durch US-Präsident Trump auf Deutschland zukommen. Mehr Sorgen macht ihm der allgemeine Zustand des Standorts. Er fordert einen Politikwechsel. Andernfalls gebe es Wohlstandsverluste.

Trumps Versprechungen werden an der Realität zerschellen

„Es kommt zu Wohlstandsverlusten“

Deka-Chefvolkswirt Kater: Folgen von US-Strafzöllen für Europa aber beherrschbar

fed/lz Frankfurt

Die vom designierten US-Präsidenten Trump angedrohten Strafzölle werden die Exportnation Deutschland nicht umwerfen, ist Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, überzeugt. Allerdings werde es insgesamt Wohlstandsverluste geben, weil Produktion mehr hinter Zollmauern stattfinden werde. „Dadurch gehen Größenvorteile verloren“, erklärt er im Interview der Börsen-Zeitung. Was die Auseinandersetzung zwischen den USA und Europa angeht, so ist ihm nicht bange. Er sieht beide Verhandlungspartner „auf Augenhöhe“. Zudem geht er davon aus, dass das von Trump versprochene „goldene Zeitalter für die USA an der Realität zerschellen“ werde. Allein wegen dessen bisher angekündigten Maßnahmen werde zunächst eine Preiswelle über das Land rollen.

Viel mehr Sorgen macht sich Kater über den Zustand der deutschen Wirtschaft. Zum einen werde dem Standort nicht zuletzt durch Trump „eine Änderung des Geschäftsmodells aufgezwungen“, zum anderen müsse sich die Politik darum kümmern, dass die vernachlässigte heimische Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig gemacht werde. „Wir brauchen einen Neustart bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, fordert er. Die bisherige Regierungskoalition habe die Probleme bislang „nicht ausreichend ernst genommen und sich in unübersichtlichen Maßnahmen verloren“.

Die nächste Bundesregierung, so Kater, müsse sich uneingeschränkt zu Wirtschaftswachstum bekennen und alles dafür tun, dass Unternehmensinvestitionen, Innovationskraft und Modernisierung der Infrastruktur wieder höchste Priorität beigemessen werde. Nur damit seien „wir in der Lage, mit Herausforderung wie Umwelt, Verteidigungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit umzugehen“. Zu lange habe die Denke vorgeherrscht, dass der Staat den Fortschritt planen könne. Kleinteilige Förderungen, gesteuert von einer engmaschigen Bürokratie, hätten sich aber als wenig erfolgreich erwiesen. Gelinge der Politikwechsel nicht, so Kater, „bleiben wir dem Wohlstand des letzten Jahrhunderts verhaftet“.

Interview Seite 7


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