MarktplatzGewinne in Frankfurt – Verluste an Wall Street

Wilde Sause versus Powerplay

Die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt und an der Wall Street läuft auffällig auseinander. In Frankfurt ist die Stimmung abwartend und weitaus weniger negativ als am US-Aktienmarkt. An der Wall Street hat es hingegen bereits starke Verluste gegeben. Die Diskrepanz ist auf politische Einflüsse zurückzuführen.

Wilde Sause versus Powerplay

Aktienmärkte

Wilde Sause
versus Powerplay

Von Dieter Kuckelkorn

Selten haben sich die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks so unterschiedlich entwickelt. An der Wall Street hat es einen regelrechten Crash gegeben mit einem Einbruch des Nasdaq Composite um 4% und des wichtigsten Benchmark-Index S&P 500 um 2,7%. Der Dax hingegen ist am Dienstag zumindest freundlich in den Handel gestartet, hat danach aber auch nachgegeben. Dass sich die Märkte bislang so unterschiedlich entwickelten, liegt aktuell vor allem an der Politik. Und aktuell sieht es bis auf Weiteres auch nicht danach aus, als würde sich die alte Börsenweisheit erneut bewahrheiten, dass politische Börsen kurze Beine haben.

Über beide Ohren verschuldet

Am deutschen Aktienmarkt wirkt die Erwartung, dass sich der Staat in Kürze bis über beide Ohren verschuldet, um damit nicht nur die Rüstung stark auszuweiten, sondern auch, so heißt es zumindest offiziell, die marode deutsche Infrastruktur wieder instand zu setzen. Noch zieren sich die Grünen, dem im Bundestag zuzustimmen − was die bislang freundliche und inzwischen abwartende, aber im Vergleich zu den USA nicht so ausgeprägt negative Haltung der Anleger erklärt. Denn es ist wohl damit zu rechnen, dass die Grünen zustimmen werden, wenn genügend Milliarden für ihre Themen abfallen. Da die gewaltigen Summen, die im Gespräch sind, in der Praxis kaum zielgerichtet ausgegeben werden können, wird am Markt mit einem warmen Regen für viele Branchen gerechnet. Der Kater nach der finanzpolitischen Sause dürfte dann in Form eines höheren Schuldendienstes erst mit einigen Jahren Verzögerung kommen.

Viel Getöse

In den USA setzt sich hingegen die Meinung durch, dass das mit viel Getöse vorgetragene handelspolitische Powerplay des Präsidenten die Handels-„Partner“ der USA weniger beeindruckt als gedacht und dass deren Regierungen zurückschlagen werden, sodass am Ende wenig mehr als Belastungen für alle Seiten herauskommt. Dies kann auch auch auf die Marktstimmung in Europa durchschlagen, wenn − wie aktuell gegen Kanada − die Drohungen des US-Präsidenten jedes Maß verlieren. An der Wall Street jedenfalls liegen die Nerven blank.

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