Stahlkonzern bleibt eigenständig

Salzgitter-Ausstieg aus Übernahmegesprächen verunsichert Anleger

Der Stahlkonzern Salzgitter bleibt eigenständig. Anleger zeigen sich nach dem Ende der Gespräche über eine mögliche Übernahmeofferte des größten Aktionärs verunsichert.

Salzgitter-Ausstieg aus Übernahmegesprächen verunsichert Anleger

Stahlhersteller Salzgitter will eigenständig bleiben

Ausstieg aus Gesprächen mit Bieterkonsortium verunsichert Anleger – Niedersachsen: Entscheidung nachvollziehbar

ste Hamburg

Das am Freitagabend bekannt gewordene Ende der Gespräche der Salzgitter AG mit einem Bieterkonsortium aus dem Großaktionär GP Günter Papenburg und TSR Recycling über eine mögliche Übernahme des zweitgrößten deutschen Stahlkonzerns hat Anleger am Montag verunsichert. Während der deutsche Aktienmarkt im Zuge einer leichten Entspannung im globalen Zollkonflikt robust in die Vorosterwoche startete, gab die Salzgitter-Aktie bis Mittag um 4% auf 23,04 Euro nach. Analysten von DB Research, die zum Halten des Papiers raten, stuften ihr Kursziel für die Aktie von 23 auf 21 Euro zurück.

Nicht bindende Offerte

Das SDax-Unternehmen hatte den Ausstieg aus den Gesprächen am Freitagabend nach Börsenhandelsschluss mit der Erklärung begründet, der Entscheidung lägen „signifikant unterschiedliche Vorstellungen“ über den aktuellen und künftigen Wert der Salzgitter AG zugrunde. Die Avancen des Hannoveraner Bauunternehmers Günter Papenburg und der nordrhein-westfälischen Recycling-Dynastie Rethmann an einer Übernahme von Salzgitter war im vergangenen Herbst bekannt geworden. Im Januar hatte das Konsortium eine nicht bindende Offerte für den Stahlkonzern von 17,50 auf 18,50 Euro je Aktie und damit auf rund 1,1 Mrd. Euro erhöht. Spekuliert wurde, das Konsortium sei an Salzgitter vor allem wegen des knapp 30-prozentigen Anteils am Multimetallanbieter Aurubis interessiert.

Aurubis im Blick

Am Freitag war die Salzgitter-Aktie bei 24 Euro aus dem Handel gegangen. Der Börsenwert lag bei 1,44 Mrd. Euro. Allein der Salzgitter-Anteil an Aurubis brachte zugleich rund 1 Mrd. Euro auf die Waage. Der Marktwert des Hamburger MDax-Unternehmens belief sich vor dem Wochenende auf 3,3 Mrd. Euro. Die Baader Bank, die bei einem Kursziel von 45 Euro weiterhin zum Kauf der Salzgitter-Aktie rät, bezeichnete die Ungewissheit mit Blick auf das künftige Verhalten des größten Aktionärs GP Günter Papenburg am Montag als „gewisses Risiko für den Aktienkurs“.

Das Land Niedersachsen, mit einem Anteil von rund 27% zweitgrößter Salzgitter-Aktionär hinter der GP Günter Papenburg AG, hatte nach Bekanntwerden des Übernahmeinteresses durch das Konsortium erklärt, seine Anteile an dem Stahlproduzenten nicht abzugeben.

In einer Reaktion am Wochenende wertete die Landesregierung die Entscheidung des Salzgitter-Vorstands, die mit dem Bieterkonsortium geführten Gespräche über ein mögliches Übernahmeangebot des Konsortiums zu beenden, als „nachvollziehbar“.

Land als Stütze

„Dass am Ende eine Einigung nicht möglich war, sollte weiteren guten Geschäftsbeziehungen nicht entgegenstehen“, meinte Regierungschef Stephan Weil (SPD). Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), der voraussichtlich im Mai das Amt des Ministerpräsidenten in Niedersachsen übernehmen wird, sagte: „Wir sind überzeugt, dass die Salzgitter AG mit ihrer klaren strategischen Ausrichtung und der Unterstützung ihrer stabilen Aktionäre auf einem erfolgreichen Kurs bleibt und weiterhin eine starke Akteurin in der deutschen und internationalen Stahlindustrie bleiben wird.“

Konzernchef Gunnar Groebler betonte, die Salzgitter AG bleibe ein eigenständiges Unternehmen. Für die weitere Transformation der Gesellschaft, die vor allem mit einem bis 2033 geplanten Großprojekt zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion einhergeht, seien im vergangenen Jahr wichtige Weichen gestellt worden.

Sparkurs verschärft

Das Unternehmen hatte bei der Präsentation eines maßgeblich von negativen Sondereffekten geprägten Verlusts von –348 (i.V. +204) Mill. Euro im vergangenen Geschäftsjahr am 21. März angekündigt, eigene Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung auszuweiten. Gemessen an dem bis 2026 geltenden Effizienzprogramm strebt Salzgitter nun bis 2028 eine Verdopplung der Ergebnisbeiträge auf rund 500 Mill. Euro an. Davon waren rund 130 Mill. Euro bis Ende 2024 erreicht.

„Wir glauben fest an die Zukunftsfähigkeit der Salzgitter AG“, unterstrich Vorstandschef Groebler weiter. „Deshalb setzen wir unseren Weg der Eigenständigkeit konsequent und im engen Schulterschluss mit unseren Stakeholdern fort.“ Das Unternehmen, das bei der Dekarbonisierung der Stahlproduktion durch den Bund und das Land Niedersachsen unterstützt wird, richtet sich neben den Bereichen Klimaschutz und Infrastruktur gezielt auf Projekte im wachsenden Rüstungssektor aus.

Bekenntnis zur Stahlindustrie

Rückenwind gibt es weiter aus Berlin. Im vorige Woche präsentierten Koalitionsvertrag bekunden Union und SPD, die Stahlindustrie sei von zentraler strategischer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. „Wir werden sie erhalten und zukunftsfähig machen“, so die designierten Regierungsparteien.

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