Zinserhöhungen

Notenbanken verschärfen Gangart – Heftige Reaktion der Finanzmärkte

Zinserhöhungen führender internationaler Notenbanken rufen heftige Reaktionen an den Finanzmärkten hervor. Unterdessen hat der EZB-Rat ein neues Werkzeug gegen den Anleihenausverkauf avisiert.

Notenbanken verschärfen Gangart – Heftige Reaktion der Finanzmärkte

kjo/ms/det/hip/ba Frankfurt

Mit kräftigen Kursbewegungen haben die Finanzmärkte auf geldpolitische Entscheidungen der großen internationalen Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation reagiert. Während die US-Notenbank Fed mit der kräftigsten Zinserhöhung seit 1994 aufwartete, überraschte die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit einer Anhebung um 50 Basispunkte. Die Bank of England (BoE) folgte mit einer Straffung um 25 Basispunkte, wenn auch einige Marktteilnehmer nach den Schritten von Fed und SNB mit einer doppelt so starken Anhebung gerechnet hatten. Die taiwanesische Notenbank erhöhte den Leitzins um 12,5 Basispunkte auf 1,5%. Der EZB-Rat wiederum hatte am Mittwoch nach einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung ein neues Werkzeug gegen den Anleihenausverkauf avisiert.

Die Finanzmärkte quittierten die Entscheidungen der Notenbanken mit deutlichen Kursreaktionen. Anleger trennten sich von risikobehafteten Assets wie Aktien. Der Dax rutschte um 3,3% auf 13039 Zähler ab. Der Euro Stoxx 50 beendete den Handel bei 3428 Zählern mit einem Minus von 3%. Der Ausverkauf an den Staatsanleihemärkten der Eurozone setzte sich fort. So stieg die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe Italiens zeitweise wieder über die Marke von 4%. Schuldpapiere der gesamten Eurozonenperipherie fanden sich auf den Verkaufslisten der Anleger wieder. Aber auch die Bundesanleihen gerieten unter Abgabedruck. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe kletterte von 1,65% auf zeitweilig mehr als 1,9%. Fest präsentierte sich nach dem Zinsentscheid der Schweizer Franken.

Der Erhöhungsreigen barg durchaus Überraschendes. So besteht bei den Hütern des Pfund inzwischen Einigkeit darüber, dass weitere Zinsanhebungen nötig sein werden. Die SNB avisierte weitere Zinsschritte und verzichtet darauf, den Schweizer Franken als hoch bewertet anzusehen. Eine zu hohe Aufwertung allerdings soll mit Devisenmarktinterventionen unterbunden werden. Die verschärften Formulierungen in der Fed-Erklärung gelten Ökonomen als Versuch, den Glauben daran wiederherzustellen, dass die Inflation in den Griff zu bekommen sei.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum hat erst die Kehrtwende besiegelt und für Juli die Leitzinswende angekündigt. Ex-EZB-Chefvolkswirt Peter Praet betonte mit Blick auf das angestrebte „Antifragmentierungsinstrument“ im Interview der Börsen-Zeitung, wie wichtig es sei, „dass der EZB-Rat Entschlossenheit zeigt“.

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MARKTDATEN
16.6.Vortag
DAX13038,49−3,31%
Euro Stoxx 503427,91−2,96%
S&P 500 (20h)3668,85−3,20%
1 Euro in Dollar (20h)1,05801,0443
Gold in Dollar (20h)1848,131833,38
Öl/Aug. in Dollar (20h)119,97118,51
Bundrendite 10 J.1,721,77
US-Rendite 10 J.3,353,49
3-M-Euribor−0,172−0,172
Quelle: Refinitiv