Hauptversammlung

Commerzbank rechtfertigt Prüferwahl

Die Commerzbank hat auf der Hauptversammlung den vorläufigen Verbleib bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY gerechtfertigt. Angesichts der Komplexität des Mandats habe es an Alternativen gefehlt.

Commerzbank rechtfertigt Prüferwahl

Auf dem jährlichen Aktionärstreffen hat die Commerzbank die Prüfung ihres aktuellen Jahresabschlusses durch EY verteidigt. Zuvor hatte Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Unmut darüber zum Ausdruck gebracht, dass damit ein Wirtschaftsprüfer mandatiert werden soll, der auch die Abschlüsse des inzwischen insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard testiert hat.

Die Wirecard-Pleite hatte der Commerzbank im vergangenen Jahr einen Verlust von mehr als 180 Mill. Euro eingebrockt. „Solange EY sich nicht zu seiner Verantwortung für den Wirecard-Skandal bekannt hat, kommt diese Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für uns als Abschlussprüfer nicht in Frage“, sagte Nieding und kündigte an, gegen den entsprechen Vorschlag zu stimmen. Tatsächlich hat die Commerzbank bereits im vergangenen Jahr angekündigt, wegen möglicher Interessenskonflikte die Prüfergesellschaft wieder zu wechseln. Laut Tagesordnung soll EY jedoch den Abschluss 2021 sowie die unterjährigen Zwischenberichte prüfen.

Für das Jahr 2022 will der Commerzbank-Vorstand dann KPMG bestellen, um zu verhindern, von einem Prüfer testiert zu werden, gegen den sie rechtliche Schritte erwägt. Finanzchefin Bettina Orlopp und Vorstandschef Manfred Knof begründeten das vorläufige Festhalten an EY mit der Komplexität der Jahresabschlussprüfung und mit den Bestimmungen des europäischen Ausschreiberechts. Dieses sieht zum einen eine regelmäßige Rotation der Wirtschaftsprüfer vor, weshalb die langjährige Prüfungsgesellschaft PwC ausgeschieden wäre. Zum anderen verpflichtet es Unternehmen, das Testat nicht von einem Wirtschaftsprüfer einzuholen, bei dem es zuvor bestimmte Beratungsdienstleistungen in Auftrag gegeben. Damit sollen interne Interessenskonflikte zwischen Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern vermieden werden. 

Dem Vernehmen nach hatte die Commerzbank aus diesem Grunde nicht zu KPMG wechseln können. Damit wäre nach Darstellung Orlopps nur ein Verbleib bei EY oder alternativ ein Wechsel zu Deloitte, der kleinsten der vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften möglich. Warum dies keine Option war, führte sie nicht aus. In der Branche werden jedoch immer wieder Zweifel laut, ob Deloitte die erforderlichen Kapazitäten aufbringen kann. Für die Prüfung des Jahresabschlusses der Commerzbank wurden in den vergangenen drei Jahren nach Angaben der Commerzbank im Durchschnitt zwischen 180.000 und 200.000 Stunden abgerechnet. Orlopp betonte, dass es keinerlei Gründe gebe, an der fachlichen und sachlichen Qualifikation der Prüfer von EY zu zweifeln. Zudem gebe es keine personellen Überschneidung mit den Prüfern von Wirecard, das nicht vom Banken- sondern vom Technologieteam der Prüfungsgesellschaft betreut wurde.

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