Dax tritt vor US-Jobdaten auf der Stelle
Am deutschen Aktienmarkt warten die Anleger auf Freitag auf die für die US-Geldpolitik wichtigen monatlichen Jobdaten. Der Dax arbeitete sich nach einem zähen Start bis zum Mittag in die Gewinnzone vor. Er notierte zuletzt mit plus 0,31% bei 14.535,48 Punkten. Damit reduziert sich der Wochenverlust aktuell auf nur noch wenige Punkte.
Im MDax griffen die Anleger etwa bei Immobilientiteln kräftig zu, was dem Index der mittelgroßen Unternehmen ein Plus von 1,16% auf 26.256,43 Prozent bescherte. Auf europäischer Bühne blieb die Kauflust eher gebremst, der EuroStoxx 50 legte um 0,10% auf 3.988,66 Zähler zu.
Die Aussicht auf eine moderatere US-Zinspolitik hatte den Dax zuletzt angeschoben, doch nach dem starken Lauf scheint die Luft weitgehend raus. Der US-Arbeitsmarktbericht dürfte im weiteren Verlauf darüber entscheiden, ob nach acht Wochen mit Gewinnen im deutschen Leitindex die außergewöhnliche Schönwetterperiode endet oder sich fortsetzt. Im Fokus steht insbesondere das Lohnwachstum als aktuell wichtige Kenngröße für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed und ihren Kampf gegen die Inflation.
Nach der ersten Euphoriewelle nach der jüngsten Rede von Notenbank-Chef Jerome Powell und dessen Signalen auf ein gemäßigteres Zinstempo, mehre sich inzwischen Skepsis über die weitere Konjunkturentwicklung und den künftigen Zinszyklus, stellte Börsenkenner Andreas Lipkow fest.
Experten mahnen zur Vorsicht
„Auf dem Wunschzettel der Anleger findet sich ein schwächerer, aber nicht zu schwacher Arbeitsmarktbericht“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. „Denn niemand will, dass nach ersten Entspannungssignalen von der Inflationsfront nun gleich wieder die Debatte über eine bevorstehende Rezession in der amerikanischen Wirtschaft losgetreten wird.“ Experten erwarten für November den Aufbau von 200.000 US-Stellen außerhalb der Landwirtschaft im Vergleich zu 261.000 im Vormonat.
Schwache Job-Daten und stabile oder gar rückläufige Löhne wären nach dem Kalkül der Börse insofern hilfreich, da sie weiteren Druck von den US-Währungshütern nehmen würden. Nach einer Serie von Zinserhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte gilt am Markt derzeit eine Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt bei der Fed-Sitzung Mitte Dezember als eingepreist.
Die Experten der Commerzbank mahnen indes in ihrem Tagesausblick zur Vorsicht, denn sie rechnen eher mit einer positiven Überraschung bei den Jobdaten. Daher könnten die Finanzmarkterwartungen hinsichtlich des Hochs des US-Leitzinses im aktuellen Straffungszyklus zu niedrig sein. Auch die Experten der LBBW halten daher die positiven Marktreaktionen auf Powells Rede für übertrieben. Dieser sei zu entnehmen gewesen, dass der Leitzins höher steigen dürfte als bislang avisiert. Zudem habe der Notenbank-Chef den Hoffnungen auf erste Zinssenkungen schon im kommenden Jahr eine Absage erteilt.
Immobilienwerte legen zu
Auf Unternehmensseite hierzulande waren am Freitagmittag im Einklang mit dem Trend in Europa die als zinsempfindlich geltenden Immobilienwerte gefragt. Vonovia landeten mit einem Plus von knapp 3% an der Dax-Spitze, Branchenmitglieder wie Aroundtown und Tag Immobilien verteuerten sich um 4,7% beziehungsweise 3,8%, LEG und Deutsche Wohnen kletterten um jeweils mehr als zweieinhalb Prozent. Bei Grand City an der SDax-Spitze betrug das Plus fast 5,7%. Aktien des Immobilieninvestment-Anbieters Patrizia rückten um 2,4% vor, hier gab zudem eine angehobene Portfolioprognose nach einem Zukauf in Dänemark Rückenwind.
Im MDax stiegen Aktien des Gabelstaplerherstellers Kion um mehr als 4%. Beim Auto- und Industriezulieferer Stabilus bröckelte das anfängliche Plus der Anteile von mehr als 2% auf 1% ab. Das Unternehmen kündigte eine Dividendenerhöhung an.
Ansonsten bewegten Analystenstudien: Anteile an Delivery Hero verteuerten sich zuletzt um 2,9%. Die US-Bank JPMorgan zählt den Essenslieferdienst zu ihren Favoriten und verlieh den Papieren den Status „Positive Catalyst Watch“, was positive Kurstreiber erwarten lässt.
Ebenfalls eine JPMorgan-Studie beflügelte Lufthansa, die sich um 1,7% auf 7,70 Euro verteuerten. Die Fluggesellschaft biete inzwischen eine viel „sauberere Anlagestory“, urteilte Analyst Harry Gowers in einer Branchenstudie, in der er die Bewertung der Kranichlinie mit „Overweight“ aufnahm und das Kursziel auf 9,80 Euro setzte. Damit sieht er für die Aktie fast 30% Luft nach oben.