Deutsche Telekom im Heimatmarkt besser als erwartet
Die Deutsche Telekom hat ihre Jahresziele erneut angehoben. Überraschend gut lief es zuletzt auf dem Heimatmarkt, wo die Telekom neben einer besseren Umsatzentwicklung bei den neuen Vertragskunden punkten konnte. Wettbewerber ächzten zuletzt unter den verbraucherfreundlicheren Kündigungsrechten.
Nach Abzug von Kündigungen seien 194.000 neue Vertragskunden unter der eigenen Marke und damit mehr als im Vorjahresquartal hinzugekommen, teilte das im Dax notierte Unternehmen am Donnerstag in Bonn mit. Analysten hatten mit einem deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von rund 161.000 gerechnet.
Allerdings bekommt die Telekom wie auch andere Wettbewerber den sogenannten TKG-Effekt zu spüren: Mit rund 45.000 neuen Breitbandanschlüssen hat sich der Wert gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert. Automatisch verlängerte Verträge können mittlerweile nach Ablauf der Mindestlaufzeit nach einem Monat und nicht erst nach einem Jahr gekündigt werden.
Auch bei den Wettbewerbern gehen die neuen Kündigungsregelungen nicht spurlos vorbei: So konnte zwar Telefonica Deutschland ein deutliches Plus bei neuen Vertragskunden vermelden. Der britische Konkurrent Vodafone erzielte hierzulande dagegen nur ein minimales Plus, und auch die United-Internet-Tochter 1&1 hatte zu kämpfen.
Der Konzernumsatz der Telekom der Monate April bis Juni kletterte unterdessen um fast 6% auf etwa 28 Mrd. Euro. Aus eigener Kraft, also bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Portfolioveränderungen, trat der Erlös aber auf der Stelle. Der werthaltigere Service-Erlös mit Dienstleistungen legte unterdessen um fast 11% zu.
Als um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) blieben rund 9,9 Mrd. Euro übrig – ein Plus von 5% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aus eigener Kraft war das bereinigte Betriebsergebnis aber leicht rückläufig: Neben Wechselkurseffekten schlagen dabei die Integrationskosten infolge der Fusion von T-Mobile US mit Sprint zu Buche.
Unter dem Strich sank der Nettogewinn auch wegen der Kosten infolge der Fusion der Tochter T-Mobile US mit Sprint sowie wegen eines Vergleichs nach einem Hackerangriff um rund 22% auf knapp 1,5 Mrd. Euro.
Für das Gesamtjahr will die Deutsche Telekom beim operativen Ergebnis nun etwas mehr erreichen als bislang. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten dürfte im laufenden Jahr auf rund 37 Mrd. Euro steigen, hieß es. Bislang hatte der Konzern nach einer ersten Anhebung mehr als 36,6 Mrd. Euro angepeilt. 2021 erzielte die Telekom auf Pro-Forma-Basis einen bereinigten Betriebsgewinn von 36,5 Mrd. Euro.
Der freie Mittelzufluss inklusive Leasingkosten (Free Cashflow AL) dürfte unterdessen weiter bei mehr als 10 Mrd. Euro liegen nach 8,4 Mrd. Euro im Vorjahr. Analysten rechnen für 2022 in etwa mit einem solchen Wert, sehen beim bereinigten Betriebsergebnis aber noch Luft nach oben. Bereits zuvor hatte die Tochter T-Mobile US ihre Ziele erhöht.
Die in diesem Jahr gut gelaufene Telekom-Aktie legte vorbörslich zu. Händler und Experten zeigten sich mit der Bilanz zufrieden. Die Zahlen seien durch die Bank etwas besser als erwartet ausgefallen, hieß es zum Beispiel bei der US-Bank JPMorgan.