Fresenius führt den Dax an
Papiere von Fresenius sind am Mittwochnachmittag um 12% auf 23,18 Euro angesprungen. Auslöser war die Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach der Investor Elliott das niedrige Kursniveau offenbar zum Einstieg nutzt. Er bleibe aber unter der meldepflichtigen Schwelle von 3%, hieß es.
Fresenius hatten erst in der Vorwoche mit 19,69 Euro das tiefste Niveau seit 2011 erreicht und im laufenden Jahr damit über 44% an Wert verloren. Der Medizinkonzern leidet vor allem unter den Problemen der Dialysetochter FMC, deren Aktien sich sogar auf das Niveau von 2009 halbierten. Sie kletterten am Mittwoch nun rund 8%.
Insgesamt zeigten sich die Anleger hin- und hergerissen zwischen Inflationssorgen und der Hoffnung auf gute Firmenbilanzen. Der Dax verlor bis zum Nachmittag 0,2% auf 12.745 Punkte, der EuroStoxx50 lag 0,4% höher bei 3476 Zählern. „Auf der Unternehmensseite sehnen sich die Marktteilnehmer nach angenehmen Überraschungen in Form solider Quartalsberichte“, sagte Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG.
An den US-Börsen kamen die Resulate des Streaming-Anbieters Netflix gut an, die Aktien legten vorbörslich 14% zu. Dennoch blieben die Investoren mit Blick auf noch kommende Bilanzen und steigende Anleiherenditen auf der Hut. Analysten haben ihre Gewinnerwartungen für das dritte Quartal für S&P 500-Unternehmen auf nur noch 2,8% gesenkt, nachdem Anfang Juli ein Anstieg von 11,1% prognostiziert worden war.
Inflation in Großbritannien höher als erwartet
Für eine nachhaltige Bodenbildung an den Aktienmärkten sei eine wirkliche Trendwende bei der Teuerungsrate vonnöten, sagte Henke. Steigende Nahrungsmittelpreise trieben diese in Großbritannien im September jedoch überraschend hoch auf 10,1%. Das Pfund fiel um 0,5% auf 1,1260 Dollar. Anleger warfen zudem britische Staatsanleihen aus den Depots. Im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen Papiere um neun Basispunkte auf 4,03 Prozent.
Bleibt die Inflation aus Sicht der Notenbanken zu hoch, könnte der aggressive Zinserhöhungskurs weltweit ungedrosselt fortgesetzt werden. Weitere Hinweise dazu erwarten Anleger von dem am Abend vorgelegten Konjunkturbericht der Fed, im Fachjargon als Beige Book bekannt.
Auftragsschwund bei Sartorius
Bitter enttäuscht reagierten Anleger auf die Prognose von Sartorius. Die Aktien des Laborausrüsters verloren knapp 16% auf 325,80 Euro und steuerten auf den größten Kursrutsch seit 14 Jahren zu. Das Dax-Unternehmen rechnet mit einem Zuwachs der Erlöse am unteren Rand der prognostizierten Bandbreite von 15 bis 19%. JPMorgan verwies auf wegbrechende Auftragseingänge im Geschäftsbereich für Bioprozesslösungen. „Das wird die anhaltenden Bedenken hinsichtlich der Aussichten für 2023 wahrscheinlich nicht zerstreuen“, sagten die Analysten.
In Kopenhagen stürzten die Aktien von Royal Unibrew um mehr als 12% ab. Die dänische Brauerei bekommt die steigenden Preise und eine stärkere Kaufzurückhaltung zu spüren und rechnet im Gesamtjahr mit einem geringeren operativen Ergebnis als bislang. Im Sog dessen fielen Carlsberg und Heineken um je mehr als zwei Prozent.
Die Stimmung im Technologie-Sektor hellten überraschend starke Zahlen von ASML auf. Die Aktien des niederländischen Chipausrüsters zogen um mehr als sieben Prozent an, nachdem der Konzern keine großen Einbußen durch die US-Exportbeschränkungen nach China erwartet. Der europäische Branchenindex, kletterte um rund 1%.