Ifo-Index drückt den Dax ins Minus
Nach der verlustträchtigen Vorwoche hat der Dax am Montag seine anfängliche Stabilisierung nicht halten können und ist wieder ins Minus abgerutscht. Belastend wirkte sich ein schwacher Ifo-Index aus. Negative Impulse lieferten auch Ängste vor möglichen politischen Folgen des drohenden Rechtsrucks in Italien nach den Parlamentswahlen.
Gegen Mittag verlor der Dax 0,48% auf 12.225 Punkte. Für den MDax der mittelgroßen Werte, der am Freitag noch auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren gefallen war, ging es um 0,05% auf 22.552 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um rund 0,3%.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im September deutlich verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima fiel auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Analysten hatten mit keiner so starken Eintrübung gerechnet. „Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die befragten Unternehmen bewerteten sowohl ihre aktuelle Lage als auch die zu erwartende Entwicklung schlechter.
Sorgen wegen Zinserhöhungen
Über die Aktienmärkte weltweit war in der vergangenen Woche eine Welle der Angst vor einem tiefgreifenden Konjunkturabschwung hinweggerollt. Der Dax war am Freitag auf den niedrigsten Stand seit November 2020 gerutscht. Befeuert wurden diese Sorgen zuletzt vom vehementen Eingreifen der Notenbanken gegen die hohe Inflation. Die Gefahr besteht, dass die Währungshüter dabei über das Ziel hinausschießen und der Wirtschaft schaden.
Schnäppchenjäger aktiv
Schnäppchenjäger griffen am Montag vor allem bei jenen Werten zu, bei denen die jüngste Verkaufswelle für deutlich gesunkene Kurse gesorgt hatte. Hierzu gehörten allen voran im Dax einige Werte aus dem Gesundheitssektor wie Siemens Healthineers und der Labordienstleister Sartorius. Europaweit besonders gefragt waren auch Technologiewerte nach dem jüngsten Kursdämpfer. SAP und der Chipindustrieausrüster Aixtron legten zu. Weil die Branche stark kreditfinanziert und deshalb von steigenden Zinsen betroffen ist, war sie zuletzt deutlich unter Beschuss geraten. Auch griffen die Anleger bei jenen Unternehmen zu, die in der jüngsten Vergangenheit mit Gewinnwarnungen oder kassierten Jahreszielen negativ aufgefallen waren wie bei den Papieren des Gabelstaplerherstellers Kion.
Die Anteilsscheine von Uniper setzten ihre Erholung der vergangenen Handelstage mit einem Kurssprung von 12% fort. Ein Beratergremium der Bundesregierung sieht in der geplanten Verstaatlichung des Gasimporteurs auf Dauer eine Gefahr für den Wettbewerb. Angesichts der allgemeinen Lage sei die Verstaatlichung zwar „politisch nachvollziehbar“, dürfe aber keine langfristige Lösung sein, sagte der Vorsitzende der Monopolkommission, Jürgen Kühling, der „Süddeutschen Zeitung“.
Als Schlusslicht im Mittelwerteindex fielen dagegen die Papiere des Düngerkonzerns K+S mit einem Minus von 3,1% negativ auf. Börsianer verwiesen auf die gestiegenen Erzeugerpreise, die die Düngerindustrie bremsten.
Kollaps des britischen Pfund
Der Kollaps des britischen Pfunds macht Devisenanleger nervös. Die britische Währung fiel um bis 4,4% auf ein Rekordtief von 1,0382 Dollar und steuerte auf den größten Tagesverlust seit dem Brexit-Referendum von 2016 zu. „Die deutlichen Steuersenkungen, die vom Finanzminister angekündigt wurden, bereiten dem Devisenmarkt mit Blick auf die steigende Staatsverschuldung große Sorgen“, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Gleichzeitig drohten die geplanten Entlastungen den Inflationsdruck zu verschärfen.
Dem müsse sich die Bank von England (BoE) mit einer außerplanmäßigen Zinserhöhung – am besten um einen vollen Prozentpunkt – entgegenstellen, mahnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. „Nicht zu handeln wäre vorsätzliche Unterlassung.“
Eurokurs unter Druck
Nach dem Sieg des Rechtsbündnisses bei der Parlamentswahl in Italien ging es auch für den Euro abwärts. Er fiel um bis zu 1,3% auf ein 20-Jahres-Tief von 0,9565 Dollar. „Auch wenn sich das Rechtsbündnis offiziell zur EU bekennt, der politische Gegenwind aus Italien wird größer werden“, warnte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.
„Es ist gut möglich, dass Investoren jetzt die Bereitschaft der EZB testen werden, gegen steigende Zinsen in Italien vorzugehen“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. „Die Renditeentwicklung italienischer Staatsanleihen wird damit zum Gradmesser für die Unsicherheit, die sich am Markt jetzt ausbreitet.“
Die Verkäufe italienischer Bonds trieben zwar die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Neun-Jahres-Hoch von 4,497%. Im Vergleich zu den Anleihen anderer europäischer Staaten fiel die Bewegung jedoch vergleichsweise gering aus, weil auch diese wegen der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen der EZB und einer drohenden Rezession unter Druck standen. Grund für die moderate Kursreaktion sei das recht schwache Abschneiden der Lega, die am EU-kritischsten sei, sagte Fondsmanager Giuseppe Sersale vom Vermögensverwalter Anthilia.
Italienische Aktien im Aufwind
Das dürfte auch die Aktienanleger im Sinn gehabt haben, die jetzt bei italienischen Werten zugriffen. Sie reagierten nämlich mit Käufen auf den Sieg des Rechtsbündnisses bei der italienischen Parlamentswahl. Der Leitindex der Mailänder Börse stieg um 1,2% und der italienische Bankenindex um 2,2%. „Insgesamt ist das Ergebnis marktfreundlicher als befürchtet“, sagte Stuart Cole, Chef-Volkswirt des Brokerhauses Equiti Capital. „Aber wir sehen eher eine Erleichterungsrally als einen Vertrauensbeweis an sich.“ Wegen der trüben Aussichten für die Konjunktur müsse ohnehin mit weiteren Kursrücksetzern gerechnet werden.
Rohstoffe billiger
An den Rohstoffmärkten spielten die Rezessionsängste die Hauptrolle. Außerdem macht die aktuelle Stärke des Dollar diese Anlageklasse für Investoren außerhalb der USA unattraktiver. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee und das Industriemetall Kupfer verbilligten sich um jeweils etwa 1% auf 85,20 Dollar je Barrel (159 Liter) beziehungsweise 7364 Dollar je Tonne. Beim Erdgas entspannte sich die Lage weiter. Der europäische Future fiel um 4% auf 174 Euro je Megawattstunde.