Konsumenten haben wieder mehr Lust zu shoppen
Die deutschen Verbraucher haben im Oktober wieder mehr Lust auf Konsum. Nach der jüngsten Verbraucherumfrage der Nürnberger GfK wird für November ein Konsumklimaindex von 0,9 Punkten prognostiziert. Ökonomen wurden damit erneut auf dem falschen Fuß erwischt: Sie hatten wie schon vergangenen Monat mit einem erneuten Rückgang gerechnet, diesmal auf –0,5 Zähler nach einem Stand von revidiert 0,4 (zunächst 0,3) Punkten im Oktober. Einen höheren Wert hatten die Nürnberger Marktforscher zuletzt im April 2020 mit 2,3 Punkten gemessen.
Eine gemischte Rolle spielte diesmal die Inflation – einerseits gab sie der Anschaffungsneigung Schwung, andererseits dämpfte sie die Einkommenserwartungen im Vergleich zum Vormonat. „Mit diesem zweiten Anstieg in Folge trotzt die Konsumstimmung der zunehmenden Inflation“, kommentierte GfK-Experte Rolf Bürkl das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 2000 Verbrauchern. Die Bundesbürger würden offenbar noch weitere Preissteigerungen erwarten und hielten es daher „für ratsam, Anschaffungen vorzuziehen, um noch höhere Preise zu vermeiden“, sagt Bürkl. Die Anschaffungsneigung kletterte auf den höchsten Stand seit zehn Monaten. „Sollte sich der Preisauftrieb verstetigen, würde das allerdings zu einer Belastung für das Konsumklima führen und eine grundlegende Erholung dürfte sich weiter verzögern.“
Derzeit blicken die Verbraucher aber weiter zuversichtlich auf die wirtschaftliche Entwicklung, wenn auch das Barometer der Konjunkturerwartungen einen kleinen Rückschlag erlitt. Es weise aber immer noch ein hohes Niveau auf, betonten die Nürnberger Marktforscher. Allerdings werde das konjunkturelle Bild etwas getrübt, da „einige Unternehmen, wie z.B. in der Automobilindustrie, ihre Produktion aufgrund fehlender Zulieferteile zurückfahren müssen“. Die anhaltenden Lieferengpässe wegen der coronabedingten Schließung wichtiger Häfen in Asien, fehlende Container und mangelnde Frachtkapazitäten bremsen die Industrieproduktion seit Langem, denn die Auftragsbücher sind randvoll. Die Rohstoffknappheit und steigende Energiepreise sorgen gleichfalls für einen pessimistischeren Ausblick. Ökonomen haben daher seit einiger Zeit ihre Wachstumserwartungen von diesem auf das kommende Jahr verschoben und ihre Prognosen angepasst. Dem folgt nun auch die Bundesregierung.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier stellt heute Vormittag die neuen Prognosen vor. Medienberichten zufolge wird nunmehr für 2021 ein Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,6 % avisiert. Im April hatte die Regierung noch die Prognose für das laufende Jahr auf 3,5 % erhöht. Für 2022 steht in der neuen Prognose ein Plus von 4,1 % statt wie bisher 3,6 %. 2023 dürfte die Wirtschaft dann wieder in eine langsamere Gangart fallen und um 1,6 % zulegen. Die Prognosesenkung war allerdings zu erwarten, nachdem die führenden Wirtschaftsforschungsinstitut ihr Voraussagen – denen die Bundesregierung folgt – ihrerseits für diese Jahr gesenkt haben, und zwar von 3,7% auf 2,4%. Im Coronajahr 2020 war die Wirtschaft um 4,6% eingebrochen. Entspannung erwarten die Regierungs-Ökonomen hingegen bei der Inflation: Wegen der höheren Energiekosten dürfte die Teuerungsrate wegen höherer Energiepreise in diesem Jahr mit 3,0% im Schnitt so hoch ausfallen wie seit 27 Jahren nicht mehr. 2022 soll sie auf 2,5% sinken, 2023 auf 1,7%. Im September sind die Verbraucherpreise mit 4,1% – auch wegen Sondereffekten – so stark gestiegen wie seit 1993 nicht mehr. Für die Konsumausgaben der privaten Haushalte erwartet die Bundesregierung wohl ein Plus von 2,9% in diesem und von 2,2% im kommenden Jahr.
Die GfK-Konsumklimastudie für Oktober zeigt allerdings, dass die Verbraucher mit Blick auf ihre Einkommenserwartungen etwas skeptischer sind. Der entsprechende Indikator gab deutlich nach. Dieser leide „offenbar derzeit am stärksten unter den zunehmenden Inflationssorgen“, heißt es bei der GfK. Höhere Preise minderten die Kaufkraft der Einkommen und zudem würden die Beschäftigten Einkommenseinbußen durch Kurzarbeit befürchten, da Unternehmen wegen unterbrochener Lieferketten ihre Produktion drosseln müssen. Wegen Chipmangel haben etliche Autobauer ganze Montagelinien stillgelegt – etwa Audi in Ingolstadt und Neckarsulm oder Opel in Eisenach.