Finanzskandale

Pleiten sind für Investoren an der Tagesordnung

Zuletzt sind Investoren wieder mit einer Vielzahl von Finanzskandalen konfrontiert. Doch gibt es wichtige Lehren, um keinen Schiffbruch zu erleiden.

Pleiten sind für Investoren an der Tagesordnung

Wer an den Märkten tätig ist, sieht sich ständig mit Krisen und Pleiten konfrontiert. Jüngst hat zum Beispiel die Credit Suisse, immerhin ein Schweizer Institut mit großer Tradition, infolge der Kreditfinanzierung des sich in Schieflage geratenen US-Hedgefonds Archegos Capital 4,4 Mrd. sfr verloren. Mitte März ging die Greensill Bank in Insolvenz. Hier werden private Kunden zwar durch den gesetzlichen Einlagenschutz und den Einlagensicherungsfonds des Bankenverbands zwar entschädigt. Dies gilt aber nicht für Städte wie u.a. Pforzheim oder Gießen, die durch die Pleite der Bank millionenschwere Verluste erleiden dürften.

Darüber hinaus strahlt auch die Corona-Pandemie aus. Manche Unternehmen wie die Lufthansa wurden vom Staat gerettet. Andere andere aber nicht. So mussten zum Beispiel die börsennotierten Adler Modemärkte Anfang Januar Insolvenz anmelden. Und dann ist da natürlich noch der Bilanzbetrug und die Insolvenz von Wirecard, einem Unternehmen, das noch dem deutschen Leitindex Dax angehörte als es im Juni 2020 pleite ging, beziehungsweise als offensichtlich wurde, dass Guthaben in Asien über schlappe 1,9 Mrd. Euro einfach nicht existierten. Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek ist immer noch flüchtig und wird ob des milliardenschweren Betrugs von der Polizei per Steckbrief gesucht.

Doch nicht nur mit Wirecard verloren manche Anleger einen Gutteil ihres Vermögens oder gar fast ihr ganzes. Auch die Insolvenz des im grauen Kapitalmarkt angesiedelten Containervermittlers P&R hat im Jahr 2018 viele Investoren getroffen. Denn nahezu 4 Mrd. Euro hatten Investoren in Containern angelegt.

Über die Finanzkrise und Pleiten der vergangenen Jahre lässt sich locker ein ganzes Busch schreiben. Auf das Platzen der Neue-Markt- und Dotcom-Blase von 2000 bis 2003 ist nur wenige Jahre die Banken- und Subprime-Krise gefolgt, die ihren Höhepunkt in der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 hatte. Mit der Bankenkrise einher gingen zahlreiche Insolvenzen von ehemals großen Unternehmen wie Enron und Worldcom, General Motors oder Arcandor (Karstadt und Quelle).

Was auffällt ist die hohe kriminelle Energie, die an den Finanzmärkten herrscht. Bilanzbetrug ist nicht auf Wirecard beschränkt, sondern ist auch in den Vorjahren öfters vorgekommen. Zum Beispiel am Neuen Markt, wo u.a. Comroad Geschäfte in Asien erfand. Oder eben bei Worldcom und Enron. Betrügerische Aktivitäten waren übrigens auch bei P&R im Spiel.

Doch was können Investoren aus all diesen Krisen lernen und wie können sie ihr Geld bewahren? Ein Ratschlag lautet, sich selbst eine Meinung über Firmen und Investments zu bilden und nicht allzu sehr auf Ratingagenturen oder auf die Urteile von Analysten zu hören. Lehman hatte vor der Insolvenz ein positives Rating. In der gesamten Subprime-Krise haben die Ratingagenturen weitgehend versagt. Auch bei der Beurteilung von Mittelstandsanleihen in Deutschland und der Greensill Bank haben die Agenturen kein gutes Bild abgegeben.

Aktienanalysten agieren häufig prozyklisch. So wurde zum Beispiel am Neuen Markt Comroad vor der Pleite mehrfach empfohlen. Bei Wirecard war es ähnlich. Insofern sollten die Urteile von Ratingagenturen sowie von Analysten allenfalls als Meinungsäußerungen gesehen werden.

Leider halten sich auch Investmentprofis nicht an die Grundregel der Risikobegrenzung, nämlich Anlagen möglichst breit und über mehrere Assetklassen zu streuen. Ein solches Vorgehen senkt das Risiko eines Portfolios merklich. Aber bei Wirecard sind selbst renommierte Fondsmanager heiße Wetten auf den Titel eingegangen. Dass der Aufbau von Leverage das Risiko deutlich erhöht, ist gleichermaßen bekannt, wird aber vielfach nicht beachtet.

Damit sich Investoren umfassend über Investments oder Aktiengesellschaften informieren können, gibt es inzwischen reichlich Möglichkeiten. Hierzu zählen Geschäftsberichte mit Bilanzen und Anhang und eben auch unabhängige Medien. Bei vielen Skandalen wurde in der Presse frühzeitig gewarnt. Kein Anleger muss in ein Unternehmen investieren, das er nicht versteht.

Und wenn Zweifel bestehen, dann ist es immer sicherer, nicht einzusteigen.