Zinssorgen belasten Dax
Der deutsche Leitindex liegt am Freitag bis zum Mittag 0,52% im Minus bei 13.626 Punkten. Die symbolische Marke von 14.000 Zählern, die zur Wochenmitte noch in Reichweite war, liegt somit für den Moment in weiter Ferne. Auf Wochensicht notiert der Dax rund 1,5% tiefer, was der Erholungsrally, die Anfang Juli eingesetzt hatte, einen kleinen Dämpfer gibt.
Bei den Anlegern macht sich wieder die Sorge vor steigenden Zinsen breit. Die Erzeugerpreise sind in Deutschland im Juli überraschend wieder im Rekordtempo gestiegen – damit deutet sich eine hohe Inflation bei den Verbraucherpreisen im Herbst an. Zudem hatte EZB-Direktorin Isabel Schnabel am Donnerstag Andeutungen gemacht, dass eine zweite große Zinserhöhung in Folge im September anstehen könnte. Ähnlich äußerte sich Lettlands Notenbankchef Martin Kazaks. Auch aus den USA gab es Signale, dass die Notenbank dort erneut die Leitzinsen stark erhöht. Der Chef der Fed-Filiale von St. Louis, James Bullard, sagte gegenüber dem „Wall Street Journal“, er favorisiere eine Erhöhung der Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte bei der nächsten Sitzung der US-Zentralbank im September.
Kurssprung bei Just Eat Takeaway
Die Anleger von Just Eat Takeaway können sich am Freitag über einen riesigen Kurssprung freuen. Die Aktie kletterte um fast 30%, nachdem die Lieferando-Mutter mitteilte, dass sie ihre 33-prozentige Beteiligung am brasilianischen Essenslieferdienst iFood für bis zu 1,8 Mrd Euro an die Beteiligungsgesellschaft Prosus verkauft. Mit dem Erlös kann das Unternehmen fällige Schulden tilgen.
Am Markt verloren am Freitag konjunktursensible Werte aus dem Tourismus-, Automobil- und Bankensektor mit am meisten. Anleger fürchten, dass schnell steigende Zinsen die Konjunktur abwürgen und es zu einer Rezession kommt. Auch Immobilienwerte präsentierten sich abermals schwach, höhere Zinsen verteuern die Finanzierungen von Wohnungen, darunter kann die Nachfrage leiden. Großer Verlierer im Dax waren die Papiere der Deutschen Bank, die 2,8% nachgaben. Mercedes-Benz sanken um 2% und die Titel des Immobilienkonzerns Vonovia um 1,8%. Die Liste der Tagesgewinner im Dax führte Hellofresh an. Die Aktie legte 2,5% zu, nachdem die Anteilscheine an den vergangenen fünf Handelstagen noch rund 4% verloren hatten.
Um 10,3% nach unten ging es im Nebenwerteindex SDax für die Titel des Finanzdienstleisters Hypoport Das Bankhaus Metzler strich das „Hold“-Votum und rät nun zum Verkauf.
Gaspreis legt kräftig zu
Der Gaspreis in Europa hat wieder zu einem Höhenflug angesetzt. Nachdem sich der für den europäischen Gashandel richtungsweisende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in Amsterdam in den ersten beiden Augustwochen noch stabil an der Marke von 200 Euro je Megawattstunde gehalten hatte, stieg er im Wochenverlauf kräftig bis auf knapp 251 Euro. Nur in der Zeit unmittelbar nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine war der Preis für das in Europa gehandelte Erdgas für kurze Zeit höher und hatte Anfang März einen Spitzenwert über der Marke von 300 Euro erreicht.
Kurz vor dem Wochenende hielt sich der Gaspreis auf dem hohen Niveau und wurde am Freitagvormittag bei 237 Euro je Megawattstunden gehandelt. Zum Vergleich: Vor einem Jahr wurde Erdgas in Europa bei etwa 50 Euro gehandelt. Der Preissprung gilt auch als einer der wesentlichen Gründe für die hohe Inflation. Im Juli hatte der Preisanstieg in der Eurozone im Jahresvergleich das Rekordhoch von 8,9% erreicht.