Marc Nachmann

Asset­manage­ment-Chef gewinnt bei Goldman Einfluss

Das Asset- und Wealth Management soll für Goldman Sachs zum Kurstreiber werden. Damit gewinnt der deutsche Spartenchef Marc Nachmann weiter an Einfluss.

Asset­manage­ment-Chef gewinnt bei Goldman Einfluss

Von Alex Wehnert, New York

Für die gebeutelte US-Investmentbank Goldman Sachs rückt das Asset- und Wealth Management als Wachstums- und Kurstreiber stärker in den Fokus. Damit nimmt auch der Einfluss des globalen Spartenchefs Marc Nachmann weiter zu. Der Deutsche war bereits aus der im Oktober angekündigten Reorganisation des Geldhauses als Sieger hervorgegangen.

Reduzierte Abhängigkeiten

Denn in deren Zuge kombinierte Goldman das Assetmanagement und das Geschäft mit vermögenden Kunden in einer Einheit, die inzwischen 2,55 Bill. Dollar verwaltet. Das Ziel dabei: die Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Kerngeschäft Investment Banking und Trading durch ein Wachstum in der Vermögensverwaltung zu reduzieren und durch gesteigerte Gebühreneinnahmen bei den Börsianern an Beliebtheit zu gewinnen.

Wenngleich Goldman-Mitarbeiter gerne betonen, den Entwicklungen bei der schärfsten Rivalin Morgan Stanley keine Bedeutung beizumessen, sehen Analysten das Vorbild für die strategische Neuausrichtung durchaus beim Konkurrenzhaus. Morgan Stanley sei es vor allem durch eine stärkere Fokussierung im Asset- und Wealth Management gelungen, den Kurs anzutreiben – zuletzt handelte die Aktie zum 1,76-Fachen des Buchwerts. Goldman, an der Börse für einen kostspieligen Vorstoß ins Consumer Banking und eingebrochene Investment-Banking-Erträge abgestraft, hinkt hinterher. Mit 1,14 liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis inzwischen aber immerhin klar über dem Median der Branche.

Nachmann, seit 1994 in verschiedenen Rollen für das Geldhaus tätig, soll die Vermögensverwaltung auf effizientes Wachstum trimmen. Der ehemalige Investment-Banking-Co-Chef gilt weniger als klassischer Dealmaker, sondern vor allem als begabter Organisator.

Im Asset- und Wealth Management hat er Alternative Investments als Treiber ausgemacht. Die organischen langfristigen Mittelzuflüsse in der Sparte liegen noch deutlich hinter der Marke von 350 Mrd. Dollar zurück, die Goldman bis zum kommenden Jahr erreichen will. Doch hat das Geldhaus die Ziele im Alternatives-Segment im Februar kräftig angehoben: Dort will es bis 2024 nun 225 Mrd. Dollar einsammeln. Zuvor hatte es 150 Mrd. Dollar angepeilt, Ende 2022 waren aber bereits 179 Mrd. Dollar erreicht.

Wie Goldman Sachs gegenüber der Börsen-Zeitung betonte, liegt der Fokus darauf, mehr Mittel über das Management von Drittparteien-Fonds einzuwerben. Die Anlage von Geldern aus der eigenen Bilanz soll dagegen über die gesamte Investmentplattform der Bank, aber insbesondere im Alternatives-Bereich zurückgehen. Somit will Goldman Schwankungen reduzieren, die durch die quartalsbedingte Neubewertung dieser Assets entstehen. Im vergangenen Jahr hat die Bank in diesem Rahmen Anlagen im Gegenwert von 9 Mrd. Dollar abgestoßen, laut CEO David Solomon bleibt aber noch „viel Arbeit zu erledigen“.

Im Private Wealth Management sieht die Bank dank des Alternatives-Angebots unterdessen bereits externe Zuströme. In den vergangenen drei Jahren hat sie dort mehr als 3000 Kunden hinzugewonnen, die Gesamtzahl liege bei 16000. Nachmann sieht durch die fragmentierte Natur des Markts noch Potenzial für Erlössteigerungen. Zwei Drittel der neuen Kundenbeziehungen entfallen auf Nord-, Mittel- und Südamerika, doch auch in Deutschland hebt Goldman das Private Wealth Management als Wachstumspfeiler hervor.

Nachmann, so wurde auch jüngst während seiner langen Präsentation beim Investorentag des Geldhauses deutlich, muss aus den filigranen, mitunter global verstreuten Teilen seiner Sparte ein stimmiges und langfristig robustes Konzept stricken. Ob ihm dies gelingt, ist laut Analysten entscheidend für die Aussichten von Goldman Sachs.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.