Amanda Blanc (54), die Chefin des britischen Versicherers Aviva, hat die auf der Hauptversammlung gegen sie vorgebrachten sexistischen Kommentare nicht unbeantwortet gelassen. Ein Aktionär hatte bezweifelt, dass sie „der richtige Mann für den Job“ sei. Ein anderer fragte, ob sie besser Hosen tragen sollte. Und ein weiterer lobte den hohen Frauenanteil mit der Begründung, dass Frauen so gut in der Haushaltsführung seien. In ihrer mehr als 30-jährigen Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche habe sie sich an sexistische und abwertende Kommentare gewöhnt, schrieb Blanc auf Linkedin. Je höher sie aufgestiegen sei, desto offener sei das unzumutbare Verhalten gewesen. Es sei noch ein langer Weg, bis so etwas nicht mehr vorkomme.

„Das Überraschende ist, dass solche Dinge üblicherweise im privaten Rahmen gesagt wurden, vielleicht im Schutz der vier Wände eines Büros“, schrieb Blanc. „Dass Leute solche Kommentare nun auf einer öffentlichen Hauptversammlung ab­geben, ist für mich eine neue Entwicklung.“ Aviva-Chairman George Culmer dankte nicht allen Teilnehmern des Aktionärstreffens für ihre Beiträge, „weil ich denke, dass einige Kommentare einfach unangemessen waren, und ich sie auf künftigen Hauptversammlungen weder erwarten noch hören wollen würde“. Er sei „entgeistert, um ehrlich zu sein“, sagte Culmer.