CEO Folgiero sieht glänzende Perspektiven für Fincantieri
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CEO Folgiero sieht glänzende Perspektiven für Fincantieri
Werftenkonzern setzt auf Kooperationen und eine engere Zusammenarbeit mit deutscher TKMS
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Wenn Fincancieri-Chef Pierroberto Folgiero am 24. März die Jahreszahlen präsentiert, hat er vermutlich gute Nachrichten für sein Unternehmen zu verkünden. Denn es läuft gut für den Werftenkonzern, der neben Luxusjachten und Kreuzfahrtschiffen sowie Schiffen für den Öl-, Gas- und Offshore-Windsektor auch U-Boote und Fregatten produziert. Das zu 71% von der Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) kontrollierte Unternehmen profitiert in erster Linie von der wachsenden Nachfrage der italienischen Marine und der Kreuzfahrtbranche. Außerdem produziert Fincantieri im Rahmen des Programms Constellation Multimissions-Fregatten für die US-Navy – ein Auftrag mit einem Volumen von 5,5 Mrd. Dollar.
Dual-Use-Technologie schafft Synergien
Auf die zivilen Aktivitäten will Folgiero, Jahrgang 1972, nicht verzichten. Im Gegenteil. Da gebe es zahlreiche Synergien. „Wir nutzen zunehmend Dual-Use-Technologie-Lösungen, die ursprünglich für den zivilen Sektor entwickelt wurden und auf Verteidigungsprogramme angewendet werden können, um Innovationen und Effizienz im militärischen Schiffbau zu beschleunigen“, heißt es bei dem Konzern. Fincantieri profitiert vom wachsenden Bedarf an U-Booten und U-Boot-Technologie zur Verteidigung und zum Schutz kritischer Infrastrukturen. Das Unternehmen investiert in unbemannte Systeme, Künstliche Intelligenz und die Verbesserung der Kommunikationssysteme. Und Fincantieri hat die Präsenz im Bereich der maritimen Verteidigung, einschließlich U-Booten und Unterwasser-Technologien, deutlich ausgebaut. Fincantieri ist einer der größten Werftenkonzerne Europas.
Seit drei Jahren an der Spitze
Folgiero führt das Unternehmen seit 2022. Er folgte damals auf Giuseppe Bono, der 20 Jahre an der Spitze stand. Zuvor war der gebürtige Römer, der an der dortigen Luiss-Universität Wirtschaft studiert hat und ein Executive-Education-Programm an der französichen Eliteschmiede Insead in Fontainebleau bei Paris absolvierte, neun Jahre lang CEO von Maire Tecnimont. Das ist ein Anlagenbauer, der vor allem in der petrochemischen Industrie tätig ist.
Der Manager war aber auch für Ernst & Young, PricewaterhouseCoopers und die Mobilfunkgesellschaft Wind tätig. Folgiero hat mit der Übernahme des Sonar-Spezialisten WASS einen starken Unterwasser-Technologiepol geschaffen und arbeitet etwa mit Leonardo, der Unterwasserkabel-Gesellschaft Sparkle und dem Zulieferer der Öl- und Gasindustrie Saipem zusammen. Seit vielen Jahren kooperiert Fincantieri auch mit Thyssenkrupp Marine Systems. Folgiero macht kein Geheimnis daraus, dass er „sehr offen für verschieden Formen der Zusammenarbeit ist, sei es durch verstärkte kommerzielle Partnerschaften oder durch umfassende strategische Initiativen“. Er hat sich schon direkter geäußert und sich für einen Zusammenschluss mit den Deutschen ausgesprochen.
Auch das Geschäft mit Jachten und Kreuzfahrtschiffen läuft sehr gut. Mit der Norvegian Cruise Line Holding hat das Unternehmen eine Absichtserklärung über den Bau von vier Schiffen mit einem Auftragsvolumen von 9 Mrd. Euro abgeschlossen.
Der Aktienkurs ist in den vergangenen zwölf Monaten um 133% gestiegen. BNP Paribas hob den Zielpreis jüngst von 6,10 auf 10 Euro an und nannte zur Begründung die guten Aussichten der Rüstungssparte. Zuvor hatten bereits Intesa Sanpaolo und Equita Hochstufungen vorgenommen.