Chef Belmer verlässt IT-Dienstleister Atos
Von Gesche Wüpper, Paris
Es ist eine Entscheidung, die sich zuletzt bereits abgezeichnet hatte. Nach noch nicht mal einem halben Jahr an der Spitze des IT-Dienstleisters Atos nimmt Rodolphe Belmer schon wieder seinen Hut. Belmer schätze, dass er angesichts der anvisierten Aufspaltung der Gruppe keine andere Wahl habe, als seine Mandate niederzulegen, teilte Atos mit. Der 52-jährige gebürtige Bretone will höchstens noch bis Ende September bei dem angeschlagenen IT-Dienstleister bleiben, um die Geschäftsleitung an die neuen Generaldirektoren der beiden künftigen Einheiten zu übergeben.
So soll Philippe Oliva die aus der Sparte Big Data & Sécurité (BDS) und dem Bereich Digitales bestehende Einheit als beigeordneter Generaldirektor leiten, Nourdine Bihmane die Aktivitäten IT-Outsourcing sowie IT-Management. Oliva ist erst im April als Chief Commercial Officer zu Atos gekommen, nachdem er zuvor fast 20 Jahre lang für IBM tätig war. Belmer hatte ihn von Eutelsat geholt, wo er seit 2018 Verkaufsdirektor war. Bihmane verfügt ebenfalls über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung. Er war zuletzt bei Atos Chef des Bereichs Wachstumsmärkte.
Die geplante Aufspaltung mache seinen Posten als Generaldirektor überflüssig, sagt Belmer. Seine Pläne für Atos sollen bei dem Verwaltungsrat auf Ablehnung gestoßen sein, heißt es in Paris. Deshalb habe sich das Verhältnis zum Verwaltungsratsvorsitzenden Bertrand Meunier zuletzt deutlich verschlechtert. Atos hatte Belmer von dem Satellitenbetreiber Eutelsat abgeworben, an dessen Spitze er seit 2016 stand. Der in Rennes geborene Manager sitzt seit 2018 im Verwaltungsrat von Netflix und ist zudem Vorsitzender des auf Fernsehserien spezialisierten Festivals Série Mania in Lille. Nach dem Abitur an einem Militärgymnasium studierte er an der Wirtschaftshochschule HEC und begann dann seine Karriere in der Marketingabteilung von Procter & Gamble, bevor er Ende der 1990er Jahre zu McKinsey wechselte.
Einen Großteil seiner beruflichen Laufbahn hat Belmer jedoch beim Bezahlfernsehsender Canal+ absolviert, wo er zuletzt Generaldirektor war. Doch dann übernahm Vincent Bolloré bei Vivendi, dem Mutterkonzern von Canal+, die Macht und setzte Belmer wenige Monate danach kurzerhand vor die Tür.
Bei Atos sollte Belmer eigentlich dafür sorgen, dass der IT-Dienstleister nach einer turbulenten Phase wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt. Seinem Vorgänger Elie Girard war von Anlegern auch vorgeworfen worden, dass die Marktkapitalisierung seit seinem Amtsantritt im Herbst 2019 um gut ein Drittel geschrumpft war und Atos im CAC 40 im September durch Eurofins Scientific ersetzt wurde.