Chinesischstämmiger Tycoon Xiao zu langer Haft verurteilt
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Der Gründer und ehemalige Chef des von Finanzregulatoren teilweise zerschlagenen Konglomerats Tomorrow Holdings, Xiao Jianhua (51), ist am Freitag von einem Gericht in Schanghai zu einer 13-jährigen Haftstrafe wegen Finanzkriminalität und Korruptionsvergehen verurteilt worden. Gleichzeitig wurde über die Tomorrow Group eine Rekordstrafe für Finanzvergehen in Höhe von 55 Mrd. Yuan (8 Mrd. Euro) verhängt.
In der Urteilsbegründung heißt es, Xiao und die Tomorrow Group seien für gravierende Verstöße beim Finanzmanagement, die Gefährdung der Finanzstabilität und die Bestechung von Staatsbeamten verantwortlich. Dabei werden gewaltige Summen in Bezug auf illegale Transaktionen mit Vermögensverwaltungs- und Versicherungsprodukten (312 Mrd. Yuan) sowie Veruntreuung von Einlagen und Vermögenswerten (149 Mrd. Yuan) bei der von Tomorrow kontrollierten Baoshang Bank genannt. Auch sollen rund 700 Mill. Yuan an Bestechungsgeldern geflossen sein.
Baoshang, eine Regionalbank in der Inneren Mongolei, war 2019 als erstes chinesisches Kreditinstitut seit über 20 Jahren über einen Eingriff der Zentralbank staatlich aufgefangen worden. Darüber hinaus gab es in den vergangenen zwei Jahren bei neun Finanzdienstleistern, die in direkter Verbindung mit Tomorrow Group stehen, Eingriffe von Regulatoren mit einer Übernahme oder Zerschlagung der Gesellschaften.
Während es wenig Zweifel an illegalen Praktiken des äußerst verschachtelten Tomorrow-Konglomerats gibt, die regulatorische Eingriffe und auch harte Strafmaßnahmen erforderlich gemacht haben, verbindet sich mit dem Fall auch eine politische Dimension im Zusammenhang mit höchst fraglichen chinesischen Justizpraktiken. Chinesische Behörden hatten Anfang 2017 mit einer Untersuchung des Tomorrow-Konglomerats begonnen. Der chinesischstämmige, aber kanadische Staatsbürger Xiao wurde dem Vernehmen nach von chinesischen Sicherheitsbeamten aus einem Hotelzimmer in Hongkong entführt und auf das Festland gebracht. Seitdem wurde er nicht mehr öffentlich gesehen. In der Gerichtserklärung heißt es, Xiao habe sich freiwillig der Justiz überstellt, seine Schuld eingestanden und mit den Behörden kooperiert, was zu einem gemilderten Strafmaß führe. Obwohl Xiao Kanadier ist, durfte der Prozess nicht konsularisch begleitet werden.