Aufsichtsrat, CFO & IMS

Deutsche Börse räumt kritische Personalfragen rechtzeitig ab

Die Deutsche Börse klärt vor Weihnachten noch drei zentrale Personalien und erspart sich damit im Frühjahr kritische Fragen.

Deutsche Börse räumt kritische Personalfragen rechtzeitig ab

Deutsche Börse

Deutsche Börse räumt kritische Personalfragen rechtzeitig ab

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Die Deutsche Börse hat am Donnerstag drei wichtige Personalien geklärt und ihren Aktionären mit Clara-Christina Streit eine neue Aufsichtsratschefin, mit Jens Schulte einen neuen Finanzchef und mit Christian Kromann einen Nachfolger für den zum CEO beförderten Stephan Leithner präsentiert. Damit räumt die Deutsche Börse ein kritisches Thema noch in diesem Jahr ab, das andernfalls spätestens im Frühjahr medial und bei Investoren hochgekocht wäre.

Die Deutsche Börse hatte zwar frühzeitig die Nachfolge ihres zum Jahresende ausscheidenden CEOs Theodor Weimer geregelt und dafür intern Stephan Leithner befördert. Doch dessen Nachfolge für die Verantwortung des Vor- und Nachhandelsgeschäfts war mit Stephanie Eckermann bisher lediglich im Post-Trading geklärt. Den neuen Geschäftsbereich Investment Management Solutions (IMS) mit dem Software- und Index-Geschäft führte Leithner in Personalunion weiter.

Deutsche Börse bindet Simcorp-Chef

Mit dem bisherigen Simcorp-Chef Kromann besetzt die Börse den Pre-Trading-Posten nun mit der 1a-Lösung. Das Segment besteht schließlich nicht nur, aber doch zu einem wesentlichen Teil aus Simcorp. Also jenem Software-Geschäft für institutionelle Investoren, von dem sich die Deutsche Börse im Rahmen ihrer Strategie „Horizon 2026“ so viele stabile, weil jährlich wiederkehrende Erlöse erwartet. In diesem Geschäft hat die Börse bisher jedoch keine Erfolgsbilanz vorzuweisen, weshalb Analysten dazu zuletzt vermehrt kritische Fragen stellten.

Hinsichtlich der Investorenkommunikation in Deutschland kann es daher nicht schaden, dass Kromann als IMS-Vorstand künftig häufiger in der Eschborner Zentrale anzufinden sein wird. Der designierte Chef der Deutschen Börse, Stephan Leithner, lobte Kromann in einer Mitteilung unter anderem für dessen Fähigkeit, komplexe Situationen lösen zu können und Zugesagtes auch zu liefern. Darauf wird es für ihn in seiner neuen Rolle ankommen, denn das Wachstum im Bereich Investment Management Solutions ist eine tragende Säule, auf der die Strategie Horizon 2026 ruht.

Deutsche Börse setzt auf interne Nachfolgen

Das versprochene Wachstum ist nicht zuletzt auch die Begründung dafür, dass die Deutsche Börse für die Dänen knapp 4 Mrd. Euro bezahlt hat. Unter Lieferdruck steht folglich nicht nur Kromann in seiner neuen Funktion bei der Deutschen Börse, sondern auch dessen Nachfolger bei Simcorp. Doch auch hier stehen die Vorzeichen gut. Schließlich übernimmt mit Georg Hetrodt der bisherige Chef fürs operative Geschäft, der seit mehr als 25 Jahren für Simcorp arbeitet.

2024 war für Simcorp und die Deutsche Börse ein Übergangsjahr mit viel Integrationsarbeit. Die Deutsche-Börse-Tochter Axioma wird mit Simcorp zusammengelegt und Simcorp in den Deutsche-Börse-Konzern integriert. Daneben hatte die Deutsche Börse noch mehr wichtige Personalien zu klären. Der Vertrag des langjährigen Finanzvorstands Gregor Pottmeyer läuft Ende September aus. Mit der angekündigten Verpflichtung von Jens Schulte überraschte die Börse, schließlich hatte dieser erst vor rund sechs Monaten bei Thyssenkrupp angeheuert. Wann genau er zur Deutschen Börse wechseln wird, scheint aktuell noch unklar.

Für alle anderen Nachfolgeentscheidungen fand die Deutsche Börse interne Lösungen. So auch an der Spitze des Aufsichtsrats, wo Clara-Christina Streit im Anschluss an die nächste Hauptversammlung von Martin Jetter übernimmt. Streit sitzt seit 2019 im Kontrollgremium der Deutschen Börse und ist zudem Aufsichtsratschefin im Immobilienkonzern Vonovia.