Ein Österreicher an der Spitze von Leoni
Von Joachim Herr, München
So schnell kann es gehen: Im Mai vor zwei Jahren wurde Klaus Rinnerberger in den Aufsichtsrat von Leoni gewählt. Ein Jahr später bestimmte ihn das Kontrollgremium zum Vorsitzenden und bald schon soll der 59 Jahre alte Österreicher Vorstandschef des Nürnberger Autozulieferers werden. Diese in gewisser Weise parallele Blitzkarriere verdankt der in Wien geborene Jurist und Steuerberater seiner Tätigkeit für Pierer Industrie. Seit 2010 ist Rinnerberger im Vorstand der Beteiligungsgruppe, zu der die Motorradmarken KTM und Husqvarna gehören.
In den vergangenen Jahren baute Pierer seinen Anteil an Leoni Zug um Zug auf – zuletzt auf etwas mehr als 20%. Seit langem ächzt das Nürnberger Unternehmen, das Bordnetze für Autos herstellt, unter der Schuldenlast, die sich mit einer nahezu ungebremsten Expansion in früheren Jahren aufgetürmt hat. Ein schon sicher geglaubtes Konzept für eine Refinanzierung von Leoni scheiterte im Dezember des vergangenen Jahres, nachdem der schon vereinbarte Verkauf einer Geschäftssparte an die Stark Corporation in Thailand doch noch geplatzt war.
Der Posten an der Vorstandsspitze von Leoni wurde frei, da der frühere Osram-Manager Aldo Kamper zu seinem früheren Arbeitgeber zurückgekehrt ist – wenn auch mit einem neuen Mehrheitsgesellschafter. Seit 1.April ist Kamper Vorstandsvorsitzender von AMS Osram.
Rinnerberger kann dessen bisherige Aufgabe erst übernehmen, wenn die zuständigen Kartellämter einverstanden sind. Denn im Zuge des „vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahrens“ wird Pierer einziger Gesellschafter von Leoni. Bis zur Genehmigung der Wettbewerbsaufsicht ist Hans-Joachim Ziems Vorstandssprecher. Ihn hatte Leoni zu Beginn dieses Jahres als Experte für Restrukturierungen abermals engagiert – nach einem ersten Einsatz bis März 2021.
Rinnerberger zeigt sich entschlossen für seine künftige Aufgabe: „Ich freue mich darauf, meinen Teil dazu beizutragen, die fortgeschrittene Restrukturierung weiter voranzutreiben – das gemeinsame Ziel einer nachhaltig stabilisierten Leoni fest im Blick.“ Leoni habe unverzichtbare Produkte für die Autoindustrie. „In dieser spannenden wie fordernden Branche bin ich daheim“, sagt der Manager. Frühere Stationen waren die Magna-Gruppe sowie die Autozulieferer Polytec und Peguform, wo er sich auch schon mit Restrukturierungen beschäftigt hatte.