Finanzagentur Deutschland

Eva Grunwald – Problemlöserin für den Bund

Eva Grunwald und der überraschende Aktienverkauf: Wie die Finanzagentur gar nicht überrascht ist vom Verkauf der Commerzbank-Anteile des Bundes an Unicredit.

Eva Grunwald – Problemlöserin für den Bund

Eva Grunwald – Problemlöserin für den Bund

Von Angela Wefers, Berlin

Spätestens seit dem Verkauf eines Aktienpakets der Commerzbank aus Bundesbesitz ist die Finanzagentur des Bundes in das Licht einer breiteren Öffentlichkeit gerückt – und damit auch Co-Geschäftsführerin Eva Grunwald. Das Bundesfinanzministerium in Berlin zeigte sich nach der Auktion in der vergangenen Woche überrascht vom Ergebnis. Unicredit hält nach dem von der Finanzagentur organisierten Bookbuilding-Verfahren nicht nur 4,5% vom Bund an der Commerzbank, sondern über andere Wege einen weiteren ebenso hohen Anteil.

Rätsel bei der Commerzbank

Mit ungefähr 9% am Kapital der zweitgrößten deutschen Privatbank liegt Unicredit nun als Aktionär direkt hinter dem Bund mit noch 12%. Von der Gewerkschaft Verdi hagelte es harsche Kritik in der Sorge um Arbeitsplätze bei einem möglichen Zusammenschluss beider Institute. Seitdem wird gerätselt, wie es zu dem Anteilsbesitz kommen konnte und ob der kurz zuvor angekündigte Abgang von Commerzbank-Chef Manfred Knof im Zusammenhang mit den strategischen Absichten von Unicredit steht.

Grunwald bringt zumindest etwas Licht ins Dunkel: „Zwei Dinge haben wir erst nach Start des Bookbuildings erfahren, das dann auch nicht gestoppt werden konnte: Dass der CEO der Commerzbank seinen Vertrag nicht verlängern wird und – kurz vor Closing –, dass die Unicredit im Hintergrund bereits einen Aktienanteil von 4,5 % aufgebaut hatte“, sagte die Managerin der Börsen-Zeitung.

Der Bund hatte im Übrigen stets klargemacht, dass er das Institut nicht für immer behalten wolle. „Die Stabilisierung der Commerzbank ist erreicht, der Rückzug des Staates war nur eine Frage der Zeit“, sagte Grunwald. „Die Entscheidung des Lenkungsausschusses zum Verkauf von 4,5% Aktien an der Commerzbank haben wir unverzüglich bekanntgegeben, damit alle Marktteilnehmer sich vorbereiten können. Dass auch die Unicredit sich in diesen Prozess einbringen könnte, war immer eine Option und hat mich nicht überrascht.“

Seit April 2023 ist Eva Grunwald Co-Geschäftsführerin der deutschen Finanzagentur. Sie verantwortet das Management des Krisenfonds FMS – oder kurz Soffin. Dort liegen die Anteile des Bundes an der Commerzbank. Mit der Zuständigkeit für den FMS ist die Finanzagentur seit 2018 vom Bund betraut. Sie reihte diese Aufgabe in ihre anderen Aktivitäten für den Bund ein: Schuldenmanagement, Kreditaufnahme und Cash-Management. 2000 hatte der Bund dies mit der Gründung der Finanzagentur professionalisiert und war mit deren Sitz in Frankfurt näher an den Markt gerückt.

Karriere bei der Deutschen Bank

Zu Grunwalds Zuständigkeiten bei der Finanzagentur gehören Risikocontrolling, Recht und Privatkundengeschäft sowie Finanzen. Neben dem FMS ist sie in der Geschäftsführung auch für den zweiten Stützungsfonds des Bundes, den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zuständig. Dieser hatte Unternehmen 2020 in der Coronakrise finanziert. Grunwald war 25 Jahre bei der Deutschen Bank, davon 20 Jahre als Führungskraft, bevor sie 2023 zur Finanzagentur wechselte. 2021 war sie bei der BHW Bausparkasse in Hameln zusätzlich in den Vorstand eingezogen. Zuvor war sie dort bereits im Aufsichtsrat gewesen, von 2016 bis 2018 Generalbevollmächtigte.

Gleichzeitig zählte Grunwald zur ersten Führungsebene der Deutsche Bank im Privatkundengeschäft – ein Bereich, den sie durch stürmische Zeiten gesteuert hat. Ihr Wirken erstreckte sich auf das Baufinanzierung-Portfolio von mehr als 160 Mrd. Euro. Rund 500 Beschäftigte standen in ihrer Verantwortung. Grunwald, Jahrgang 1972, bekleidete in ihrem Berufsweg vielfältige Positionen und hat einen großen Erfahrungsschatz. Nicht zuletzt deshalb ist sie im Finanzmarkt und der Banklandschaft besten verdrahtet.

In den Beruf startete die Bankkauffrau und Betriebswirtin 1998 mit einem Traineeprogramm bei der Deutschen Bank. Dort sowie bei der Postbank und der BHW Bausparkasse arbeitete sie im Risikocontrolling, der Baufinanzierung, Kreditsanierung und Abwicklung. Seit 2018 war sie als „Managing Director“ Leiterin des Produktmanagements Immobilien bei der Deutschen Bank. Sie deckt somit das gesamte Spektrum Markt und Marktfolge ab.

Bevor sie auf die Marktseite wechselte, war sie für den Umgang mit faulen Krediten verantwortlich, auch für deren Verkauf. Weggefährten beschreiben sie als ergebnisorientierte Problemlöserin. Sie wird für ihren angenehmen Umgang geschätzt.

Große Transaktionserfahrung

Dem Bund und der Finanzagentur kommt zugute, dass Grunwald über große Transaktionserfahrung auch bei komplexem Stakeholdermanagement verfügt. „Ich verstehe, dass manche Stakeholder lieber eine breite Streuung der Aktien gesehen hätten“, sagte die Managerin mit Blick auf die Commerzbank. „Aber wir reden hier über zwei börsennotierte europäische Banken, da sind strategische Käufe und Konsolidierungsbestrebungen zu erwarten.“

Der Bund hatte Anfang September bekannt gemacht, dass er komplett aus der Commerzbank aussteigen will – zunächst in einem ersten Schritt. Aus dem Engagement kommt der Bund aktuell nicht ohne Defizit heraus. Die Finanzagentur hat es aber verkleinert. Zum Zeitpunkt der Ankündigung des Ausstiegs lag der Börsenwert bei rund 2,5 Mrd. Euro, bezahlt hatte der Bund das Doppelte. Die Unicredit hatte in der Auktion mit 13,20 Euro je Aktie mehr bezahlt als der Tageskurs von 12,60 Euro. „Wir haben in einem transparenten und diskriminierungsfreien Verfahren zu einem Preis deutlich über dem Schlusskurs verkauft“, sagte Grunwald. „Für den Steuerzahler ist das positiv.“

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