Serious Fraud Office

Ex-FBI-Juristin unter Druck

Die britischen Betrugsbekämpfer haben erneut Schiffbruch vor Gericht erlitten. Damit wird die Luft dünner für Lisa Osofsky, die 2018 die Führung des Serious Fraud Office übernahm.

Ex-FBI-Juristin unter Druck

hip

Die Kritik an der ehemaligen FBI-Juristin Lisa Osofsky hat in den vergangenen Tagen zugenommen. Sie galt als Hoffnungsträgerin, als sie 2018 die Führung des britischen Senior Fraud Office übernahm. Ge­hofft wurde vor allem, dass sie rechtskräftige Verurteilungen erzielen würde. Der Behörde fehlte es doch sehr an Erfolgen. Sie galt dem „Guardian“ zufolge als „eiserne Faust im Samthandschuh“. Allerdings setzte sich die Serie von Pleiten, Pech und Pannen auch unter ihrer Führung fort. Verfahren gegen Tesco, die Nummer 1 des britischen Lebensmitteleinzelhandels, gegen ehemalige Manager des Outsourcing-Dienstleisters Serco und frühere Barclays- Führungskräfte verliefen im Sande. Im Satiremagazin „Private Eye“ ist ohnehin regelmäßig vom „Serious Farce Office“ die Rede. Nun wurde bereits das zweite Urteil gegen einen früheren Unaoil-Manager von einer nachgeordneten Instanz aufgehoben. Die aufgehobenen Gerichtsentscheidungen gehörten zu den wenigen Erfolgen unter Osofskys Führung.

Stolperstein Unaoil

Damit nicht genug. Ein ehemaliger High-Court-Richter, David Calvert-Smith, wird eine unabhängige Untersuchung des Vorgehens der Behörde in dem Korruptionsverfahren führen. Es geht um einen fragwürdigen Hinterzimmerdeal, mit dem sich die Behörde einen juristischen Erfolg sichern wollte. Es begann damit, dass David Tinsley, ein ehemaliger Agent der Drug Enforcement Agency, auf Osofsky zukam. Tinsley war für die Ahsanis tätig, die Gründerfamilie von Unaoil. Er bot ihr seine Hilfe dabei an, ein Geständnis von Ziad Akle zu erreichen, einem der Manager der Gesellschaft, die als Mittler zwischen westlichen Unternehmen und irakischen Stellen auftrat – im Gegenzug für mildere Urteile für seine Klientel.

Akle wurde wegen Bestechung eines irakischen Regierungsbeamten zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der Court of Appeal hob das Urteil im Dezember indes auf. Dabei kam ans Licht, dass das SFO offenbar in großem Umfang Dokumente zu­rückgehalten hatte, die es eigentlich der Verteidigung hätte zugänglich machen müssen. Nun wurde auch das Urteil gegen Paul Bond kassiert, Ex-Manager des Öldienstleisters SBM Offshore, der zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Damals ging es um Aufträge im Volumen von 1,7 Mrd. Dollar, die sich Unaoil und ihre Kunden für Schmiergelder in Höhe von 17 Mill. Dollar gesichert haben sollen.

Als sie die Rolle übernahm, hatte Osofsky mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Bekämpfung von Finanzkriminalität. Die Absolventin von Amherst College und Harvard Law School arbeitete nicht nur für das FBI. Ihre Karriere begann als Mitarbeiterin eines US-Bundesrichters in Chicago. Sie war für Control Risks als Beraterin für Regulierungsthemen tätig, für Goldman Sachs als Expertin für die Bekämpfung von Geldwäsche. Zur SFO kam sie von Exiger, einer auf Finanzkriminalität spezialisierten Beratungsgesellschaft. Sie verfügt sowohl über einen amerikanischen als auch über einen britischen Pass.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.