Frankfurter Wirtschaftspresse kürt Ermotti zu Europas Banker des Jahres
UBS-Chef Sergio Ermotti
ist Banker des Jahres
lee/dz Frankfurt/Zürich
Sergio Ermotti ist Europas Banker des Jahres. Am Montagabend nahm der Schweizer die Auszeichnung im Rahmen der Euro Finance Week im gut gefüllten Kaisersaal des Frankfurter Römers entgegen. Der Preis wird bereits seit 1994 alljährlich von der Group 20+1 vergeben. Die Gruppe setzt sich aus in Frankfurt tätigen Wirtschaftsjournalisten und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der dfv Euro Finance Group zusammen.
Laudatio im vollbesetzten Kaisersaal
Die Laudatio hielt wie üblich der Preisträger des Vorjahres. DZ-Bank-Chef Cornelius Riese, der 2023 gemeinsam mit seinem damals noch amtierenden Co-Chef Uwe Fröhlich ausgezeichnet worden war, hob die Integrationsleistung des 63-jährigen hervor. Nach der von der Schweizer Regierung eingefädelten Notübernahme von Credit Suisse war Ermotti zurück an die Spitze der UBS geholt geworden. Dafür gab es nach Rieses Befinden gute Gründe. Denn mit der Neuausrichtung des Geldhauses in seiner ersten Amtszeit habe Ermotti weltweit Maßstäbe gesetzt.
Vertauschte Rollen
Als Ermotti 2011 erstmals zum CEO der UBS berufen wurde, war die Finanzkrise gerade einigermaßen überstanden. Die Branche stand in einem denkbar schlechten Licht und die beiden Schweizer Großbanken teilten sich die Rollen gerade andersherum auf als in der jüngeren Vergangenheit. Während sich die UBS nach allgemeinem Dafürhalten an den Rand des Abgrunds spekuliert hatte, galt damals die Credit Suisse als vergleichsweise solide.
Als Reformer Maßstäbe gesetzt
Wie Riese unterstrich, gelang Ermotti in den darauffolgenden Jahren ein Meisterstück, das kaum jemand für möglich gehalten hätte. Er formte die globale Investmentbank so um, dass sie in dem deutlich strengeren regulatorischen Umfeld wieder profitabel arbeiten konnte. Dafür habe er konsequent die Geschäfte heruntergefahren, für die es deutlich mehr Eigenkapital zu unterlegen galt. Zugleich habe er die Hinwendung zum Kunden kultiviert und das Wachstum des Wealth Managements vorangetrieben. Letzteres auch in den USA, was viele Beobachter im Vorfeld als unfruchtbares Unterfangen bewertet hätten.
Vermögensverwaltung dürfte an Bedeutung nochmals gewinnen
Gut möglich, dass Ermotti diese Karte bald ein zweites Mal spielen muss. Denn derzeit führen die Eidgenossen eine erbitterte Debatte um noch strengere Kapitalvorgaben für die letzte verbleibende globale Bank. Groß ist die Angst, dass eine weitere Schieflage der nun im Verhältnis zur Volkswirtschaft überdimensionierten kombinierten Großbank die Schweiz in den Abgrund reißen könnte. Setzen sich die Hardliner durch, wird das vergleichsweise wenig kapitalintensive Geschäft mit vermögenden und hochvermögenden Privatkunden bei Ermottis zweiten Einsatz für die UBS zwangsläufig weiter an Bedeutung gewinnen müssen.