Der chinesische Immobilienunternehmer Hui Ka Yan hat zweifelsohne gute Nerven und ein dickes Fell. Die sind auch vonnöten, um den größten chinesischen Wohnimmobilienentwickler einigermaßen in der Spur zu halten. Die von Hui gegründete und geleitete Gesellschaft macht nach spektakulären Wachstumsschüben in den vergangenen Jahren vor allem durch eine exorbitant hohe Verschuldung von sich reden, die nicht nur Aktien- und Bond­anleger in Atem hält, sondern auch die Pekinger Regierung auf den Plan gerufen hat.

Nachdem Evergrande im vergangenen Jahr in eine ernste Liquiditätsklemme geraten war, stellten Chinas Finanzregulatoren im Herbst neue Kenngrößen für maximal zulässige Verschuldungsrelationen von Immobilienkonzernen auf. Diese müssen bis Ende 2022 erfüllt werden, um weiterhin Zugang zu neuen Bank- und Bondfinanzierungen zu erhalten. Nun hat Hui erst recht alle Hände voll zu tun, um das kreditintensive Immobiliengeschäft am Laufen zu halten, Bondanleger fristgerecht zu bedienen und gleichzeitig den Schuldenberg planmäßig abzubauen.

Bei den Anlegern kommen immer wieder Zweifel auf, ob der Balanceakt gelingen kann, und die schlagen sich dann in heftigen Wacklern an der Aktienkursfront nieder. Zuletzt ist es zu massiven Shortselling-Attacken gekommen, die Hui zu entschärfen versucht. Dabei kommt dem für seine Pokerleidenschaft bekannten Hui seine Spielernatur zupass, und zwar auf mehrfache Weise. Zum einen scheint er in Krisenphasen immer eine neue Trumpfkarte aus dem Ärmel zu ziehen. Zum anderen hat sich Hui durch regelmäßige Pokerpartien mit einem Dutzend anderer chinesischer Milliardäre in der Provinz Guangdong einen finanziell belastbaren Freundeskreis aufgebaut, der in Krisensituationen tatkräftig Beistand leistet und mehrfach für Mitteleinschüsse sorgte.

Am Montag ist mit dem Milliardär Wang Zhongming ein besonders enger Geschäfts- und Pokerkumpel von Hui mal wieder eingesprungen. Die von Wang kontrollierte Investmentfirma Shenzhen Huajian steigt bei einer Immobiliengesellschaft von Evergrande ein. Die Nachricht ist von den Anlegern als so freudiges Signal empfunden worden, dass die Evergrande-Aktie einen regelrechten Befreiungsschlag hinlegte. Freilich handelt es sich nur um eine Momentaufnahme, denn Evergrandes Verschuldungsprobleme dürften noch zahlreiche Beteiligungsverkäufe und Mitteleinschüsse vonnöten machen. Aber die Tatsache, dass Huis ihrerseits mächtige Pokerfreunde ihm die Stange halten, wirkt auch für chinesische Anleger einigermaßen beruhigend.