Jamestown-Gründer

Immobilien­pionier Kahl zieht sich zurück

Im skandalbehafteten Markt für geschlossene Immobilienfonds genießt er einen hervorragenden Ruf. Jetzt geht der Jamestown-Gründer und verkauft die Hälfte seines Investmenthauses an die Simon Property Group..

Immobilien­pionier Kahl zieht sich zurück

Von Antje Kullrich, Köln

Das Rampenlicht hat Christoph Kahl nie gesucht. Selbst in seiner Heimatstadt ist der Kölner weitgehend unbekannt, obwohl er einer der vermögendsten Bürger der Domstadt ist. Schillernd dagegen waren einige seiner Immobilien-Deals. So erwarb er mit seinem Investmenthaus Jamestown 1997 eines der berühmtesten Gebäude New Yorks: One Times Square mit seinen überdimensionalen Leuchtreklametafeln ist vor allem als zentraler Schauplatz der Silvesterfeierlichkeiten am Big Apple bekannt.

Eine Institution

In der Immobilienbranche ist Kahl seit Jahrzehnten eine Institution und Pionier. Der Mann, der gerne Fliege trägt, begann in der ersten Hälfte der 80er Jahre, Immobilien in den Vereinigten Staaten für deutsche Privatanleger zugänglich zu machen. Jamestown hat er zur Marktführerin für geschlossene US-Immobilienfonds in Deutschland aufgebaut. Nach 45 Berufsjahren hat Kahl jetzt angekündigt, sich im Alter von 68 Jahren aus der Geschäftsführung zurückzuziehen. „Obwohl die Arbeit weiter Spaß macht, wäre es unverantwortlich, weiterzumachen bis es nicht mehr geht“, teilte der 68-Jährige in einem Schreiben mit. Gesund und stark gelinge die beste Nachfolgelösung.

Sein Emissionshaus hat er jetzt zur Hälfte an den größten Shopping-Mall-Betreiber in den USA verkauft. In Kürze übernimmt der börsennotierte US-Immobilienkonzern Simon Property Group 50% der Anteile von Christoph Kahl und seiner Frau Ute. Die Kahls bleiben mit 25% beteiligt, die restlichen Anteile liegen beim Management von Jamestown in den USA.

Wie viel Simon Property für die Jamestown-Anteile zahlt, gaben die Beteiligten nicht bekannt. Das Vermögen von Christoph Kahl wurde kürzlich vom „Manager Magazin“ auf 800 Mill. Euro geschätzt.

Die Karriere von Kahl ist ungewöhnlich. Der gebürtige Kölner studiert in den 70er Jahren in seiner Heimatstadt BWL, startet seine Laufbahn als Assistent der Geschäftsleitung einer Immobilienfirma und beginnt sich mit dem US-Markt zu beschäftigen. Mit 29 Jahren gründet Kahl im Jahr 1983 mit einem US-Kompagnon sein Unternehmen, das zunächst 2000 Mietwohnungen und zwei Gewerbeimmobilien verwaltet. Bald schwenkt Jamestown ausschließlich auf Gewerbeimmobilien um, die ersten Fonds werden aufgelegt. Mit Projektentwicklung und aktivem Management sind die Jamestown-Fonds erfolgreich. Mitte der Nullerjahre erkennt die Gesellschaft die Überbewertung am amerikanischen Markt und verkauft 2006 und 2007 kurz vor der Finanzkrise 75% des Portfolios.

Mega-Deal mit Google

Bis heute hat Jamestown seine Büros im noblen Kölner Viertel Marienburg, die amerikanische Dependance hat ihren Sitz in Atlanta. Und während in der Vergangenheit diverse schwarze Schafe den Markt für geschlossene Immobilienfonds in Verruf brachten – unrühmliche Paradebeispiele sind Wölbern und die S&K-Gruppe –, blieb Jamestown immer skandalfrei und genießt einen guten Ruf. Kein Fondsanleger habe je Geld verloren, wirbt Jamestown. Die Bilanz der bereits aufgelösten Fonds weist nach Angaben der Gesellschaft mindestens 8,5% Rendite pro Jahr auf.

Spektakulärster Deal der Gesellschaft war wohl Chelsea Market in New York. 2003 übernahm Jamestown die alte Industrieimmobilie für 280 Mill. Dollar und verkaufte sie im März 2018 für 2,4 Mrd. Dollar an Hauptmieterin Google – einer der größten Immobiliendeals in den USA überhaupt. Mitte Juni hatte das Immobilienimperium von Christoph Kahl gut 13 Mrd. Dollar Assets under Management. Im laufenden vierten Quartal will Jamestown den 32. Fonds auflegen.

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