FTX-Gründer

Klage gegen Bankman-Fried um vier Punkte erweitert

Die US-Staatsanwaltschaft hat ihre Anklage gegen FTX-Gründer Sam Bankman-Fried erweitert. Unter anderem muss er sich nun nicht nur wegen Wertpapier-, sondern auch wegen Bankbetrugs verantworten.

Klage gegen Bankman-Fried um vier Punkte erweitert

Von Alex Wehnert, New York

Der in Ungnade gefallene Krypto-Unternehmer Sam Bankman-Fried muss sich im Betrugsprozess um den Kollaps seiner Plattform FTX mit vier neuen Anklagepunkten auseinandersetzen. Die US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York wirft dem 30-Jährigen nun unter anderem auch Bankbetrug und den Betrieb eines nicht lizenzierten Zahlungsverkehrsdienstleisters vor, wie aus einer am späten Donnerstagabend veröffentlichten Anklageschrift hervorgeht.

Damit wächst die Zahl der Anklagepunkte gegen Bankman-Fried auf zwölf. Bereits Mitte Dezember hatte die US-Staatsanwaltschaft ihn unter anderem des Wertpapier- und Überweisungsbetrugs angeklagt. Der Unternehmer, dessen einst auf 26 Mrd. Dollar geschätztes Vermögen im Zuge des FTX-Crashs fast vollständig implodierte, plädierte dabei Anfang Januar auf nicht schuldig. Zu den neuen Anklagepunkten gaben seine Sprecher zunächst keinen Kommentar ab. Sollte Bankman-Fried schuldig gesprochen werden, drohen ihm laut Rechtsexperten bis zu 150 Jahre Gefängnis.

Der Auftakt zur eigentlichen Gerichtsverhandlung ist allerdings erst für Oktober angesetzt. Bis dahin steht der FTX-Gründer, der sich gegen eine Kaution von 250 Mill. Dollar auf freiem Fuß befindet, im Haus seiner Eltern in Kalifornien unter gerichtlich angeordnetem Arrest.

FTX geriet Anfang November in Liquiditätsnöte, nachdem Berichte über Solvenzprobleme bei der Schwesterfirma Alameda Research die Runde machten. Am 11. November reichte die Kryptobörse in den USA einen Insolvenzantrag ein, nachdem ein Bilanzloch von bis zu 8 Mrd. Dollar offenbar geworden war, und sandte damit Schockwellen durch den Digital-Asset-Markt.

Die Staatsanwaltschaft erhebt den Vorwurf, Bankman-Fried habe FTX-Kundengelder missbraucht, um die Ausgaben und Schulden von Alameda zu finanzieren. Mindestens 1 Mrd. Dollar sollen dabei verschwunden sein. Der Plattform-Gründer bestreitet einen mutwilligen Missbrauch indes. Der Verlust der Kundenmittel sei vielmehr auf eine unsaubere Buchführung und Probleme mit Bankkonten zurückzuführen, durch die für FTX bestimmte Mittel an Alameda fehlgeleitet worden seien.

Gemäß den neuen Anklagepunkten soll Bankman-Fried zudem eine nicht näher bezeichnete Bank über den wahren Verwendungszweck des Kontos belogen haben, von dem Alameda angeblich regelmäßig Geld abzapfte. Branchenkenner vermuten, dass es sich dabei um die kalifornische Silvergate Capital handelt.

Diese hatte sich in den vergangenen Jahren von einem kleinen Kredithaus zu einer führenden Bank für Kryptoinvestoren und Handelsplattformen entwickelt. Allerdings musste das Institut im Schlussquartal 2022 infolge des FTX-Crashs einen milliardenschweren Einlagenschwund verkraften und kündigte in der Folge unter anderem an, seinen Verwahrservice für Kryptowährungen nicht fortsetzen zu wollen.

Aus der am Donnerstag veröffentlichten Klageschrift gehen nun indes auch mehr Details zu Vorwürfen hervor, Bankman-Fried habe Regeln zur Wahlkampffinanzierung gebrochen. So sollen er und mutmaßliche Mitverschwörer vor den jüngsten US-Zwischenwahlen unter falschen Namen und unter Verwendung von Kundengeldern millionenschwere Spenden an Kandidaten geleistet haben. Ihr angebliches Ziel: Sich Einfluss über die US-Kryptoregulierung auf Bundesebene zu verschaffen.