Köhler-Geib zieht in Bundesbank-Vorstand ein
Köhler-Geib zieht in Bundesbank-Vorstand ein
fed Frankfurt
Sie ist erst seit 2019 in Frankfurt, aber zählt längst schon zu den Köpfen des Finanzplatzes: Fritzi Köhler-Geib. Die 46 Jahre alte promovierte Ökonomin wird im Herbst aller Voraussicht nach ihren Arbeitsplatz vom Palmengarten an die Mainzer Landstraße verlegen. Denn das Land Hessen, das in diesem Fall das Vorschlagsrecht besitzt, wird sie als Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank nominieren. Das verlautete am Donnerstag aus Kreisen der hessischen Regierung.
Wie zu hören ist, sei Ministerpräsident Boris Rhein bei dieser Personalie wichtig gewesen, eine ebenso unabhängige wie fachlich versierte Frau zu finden, die Kompetenz und internationale Erfahrung mitbringe. Köhler-Geib kann mit Fachkenntnis und internationaler Perspektive ebenso punkten wie mit ihrem unabhängigen Geist. Die geborene Godesbergerin hat in der Schweiz, in Frankreich, in den Vereinigten Staaten, in Spanien und in Deutschland studiert und promoviert – und war im Anschluss daran für den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank tätig. In den zwölf Jahren, in denen sie in diesen beiden Institutionen arbeitete, lag ihr inhaltlicher Schwerpunkt in der Beobachtung und Analyse der Entwicklungen von Finanz- und Geldpolitik in Lateinamerika.
Vor fünf Jahren wechselte sie als Chefvolkswirtin zur KfW-Bankengruppe nach Frankfurt, wo sie sich seither – neben vielen anderen Themen – besonders intensiv mit dem wirtschaftlichen Potenzial und vor allem der Innovationskraft des Mittelstands in Deutschland beschäftigt hat. Von Fachkräftemangel bis Gründergeist, vom Zugang zu Finanzierungen bis zum Umgang mit steigenden Energiekosten: Typisch für Köhler-Geib ist es, sich in ihren Studien nicht darauf zu beschränken, Defizite offenzulegen, sondern auch Lösungsmöglichkeiten zu erörtern.
Wiedersehen mit Nagel
Köhler-Geib ist im besten Sinne des Wortes umtriebig. Neugierig, wenn es darum geht, wirtschaftlichen Entwicklungen analytisch auf den Grund zu gehen. Aufmerksam, wenn ihre Gesprächspartner Argumente vortragen, denn bei Podiumsdebatten ist sie nicht nur eine gefragte Sprecherin, sondern auch eine sehr gute Zuhörerin. Aber eben auch stets mit einer pointierten Meinung und Einschätzung, die sich weniger auf politische Vorstellungen gründet, sondern sich vielmehr auf ökonomische Kennziffern und langjährige Erfahrungen und Kenntnisse mit den wirtschaftlichen Themen.
Im Bundesbank-Vorstand wird sie einen wiedertreffen, mit dem sie bereits zusammengearbeitet hat: Präsident Joachim Nagel war noch im Vorstand der KfW-Gruppe, als Köhler-Geib zur Chefökonomin der Förderbank berufen wurde. Neben Sabine Mauderer wird sie künftig die zweite Frau im sechsköpfigen Führungsgremium der Notenbank sein, dem außerdem noch Burkhard Balz angehört und demnächst der ehemalige nordrhein-westfälische Finanzminister Lutz Lienenkämper sowie der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, Michael Theurer, angehören werden.
Zieltermin September
Noch muss Köhler-Geib vom Bundesrat in Einvernehmen mit der Bundesregierung bestätigt und vom Bundespräsidenten bestellt werden, doch dieser Schritt gilt als Formsache. Zieltermin für ihre Berufung für eine Amtszeit von acht Jahren ist die Sitzung des Bundesrates im September.
Die Verteilung der Zuständigkeitsbereiche wird erst noch im Vorstand verhandelt werden. Köhler-Geib dürfte sicherlich Aussichten haben, das Ressort Volkswirtschaft zu übernehmen. Mauderer ist für die Position der Vizepräsidentin vorgesehen, in Nachfolge von Claudia Buch, die die Bundesbank verlassen hat, um Europas oberste Bankenaufseherin als Vorsitzende des Single Supervisory Board zu werden.