Lautenschläger soll wohl in Aufsichtsrat einziehen
Lautenschläger soll wohl in Commerzbank-Aufsichtsrat einziehen
cka Frankfurt
Nur wenige Tage nachdem bekannt wurde, dass Uniper-Vorständin Jutta Dönges ihr Mandat im Aufsichtsrat der Commerzbank im Mai 2025 niederlegen wird, hat der Bund wohl bereits eine Nachfolgerin im Sinn. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf Insider berichtet, soll die ehemalige Bankenaufseherin Sabine Lautenschläger für einen Sitz im Aufsichtsrat der börsennotierten Bank vorgeschlagen werden.
Dönges, die neben dem Unternehmer Harald Christ als eine von zwei Vertretern des Bundes in dem Gremium sitzt, hatte vergangene Woche mitgeteilt, zur Hauptversammlung am 15. Mai 2025 auszuscheiden, da sie die Zahl ihrer Aufsichtsratsmandate reduzieren wolle. Die Nachfolge muss nach Nominierung durch den Bund von der Hauptversammlung beschlossen werden. Die Finanzagentur wollte sich auf Anfrage nicht zu den Spekulationen äußern. Die Commerzbank ließ eine Anfrage der Börsen-Zeitung bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Erfahrene Bankenaufseherin für Commerzbank-Aufsichtsrat
Lautenschläger würde durch ihre früheren Tätigkeiten in der Bankenaufsicht beste Voraussetzungen für das Amt mitbringen. Ab 2008 war sie Exekutivdirektorin bei der BaFin, bevor sie 2011 als Vize-Chefin zur Bundesbank wechselte. 2014 wurde Lautenschläger schließlich Mitglied des EZB-Direktoriums und der damals frisch gegründeten Europäischen Bankenaufsicht (EBA), die sie 2019 allerdings zum allgemeinen Überraschen der hiesigen Finanz-Community wieder verließ. Seit Anfang 2022 ist sie als Senior-Beraterin für die Kanzlei Covington & Burling in Frankfurt tätig.
Scharfe Kritik an Bundesregierung
Der Bund ist derzeit noch mit rund 12% an der Commerzbank beteiligt und hat somit Anrecht auf zwei Aufsichtsratssitze. Zuletzt geriet die Bundesregierung angesichts des Übernahmeversuchs der Unicredit ins Kreuzfeuer, da nach wie vor unklar ist, ob der Bund beim Verkauf seines Anteilpakets in Höhe von 4,9% die Offerte der Italiener hätte antizipieren können. Die Gefahr einer (feindlichen) Übernahme durch die Unicredit sorgte für eine breite öffentliche Diskussion, an der sich Unternehmenslenker, Politiker und weitere Akteure beteiligten.
Eine so erfahrene Aufseherin wie Lautenschläger für einen Sitz zu nominieren, könnte derweil auch als starkes Zeichen in Richtung Mailand gewertet werden. Mittels Derivategeschäften hat die italienische Großbank mittlerweile Zugriff auf 21% an der Commerzbank. Laut Unicredit-Chef Andrea Orcel handle es sich aber trotzdem um ein rein „finanzielles Investment“. Der Italiener und leidenschaftliche Investmentbanker hat unverblümt zugegeben, einen vollständigen Erwerb der Commerzbank nicht auszuschließen, gab sich zuletzt aber entspannt bezüglich seiner Pläne, den bestehenden Anteil weiter auszubauen.
Bund stoppt Verkauf seiner Commerzbank-Anteile
Der Bund hatte im September mitgeteilt, den ursprünglich geplanten Verkauf seiner restlichen Commerzbank-Anteile zunächst auszusetzen. Damit soll eine strategische Übernahme durch einen europäischen Konkurrenten verhindert werden. Zudem würde Berlin bei weniger als 10% der Anteile an der Bank beim Mitspracherecht für Aufsichtsratsnominierungen einbüßen.