Mark Carney am Ziel
Liberale machen Mark Carney
zum Premierminister von Kanada
hip London
Die Mitglieder der kanadischen Liberalen haben Mark Carney (59) mit einer Mehrheit von 86% zum neuen Parteichef gewählt. Damit wird er automatisch der Nachfolger von Justin Trudeau, der am 6. Januar seinen Rücktritt angekündigt hatte.
Unter seiner Führung befand sich die Liberal Party angesichts steigender Lebenshaltungskosten in Meinungsumfragen im freien Fall. Zulegen konnte sie erst wieder, als Donald Trump Kanada aufs Korn nahm und Zölle verhängte. Die BBC nennt Carney bereits den „Anti-Trump“ vor dessen Türschwelle.
„Anti-Trump“ in Aktion
Bei seiner Antrittsrede zeigte der ehemalige Gouverneur der Bank of England, dass er nicht nur etwas von Geldpolitik versteht. Er vermag auch auf der Klaviatur des Populismus zu spielen. „Die Amerikaner wollen unsere Ressourcen, unser Land, unser Wasser, unsere Nation“, sagte Carney. Kanada werde niemals Teil von Amerika werden, in keiner Form.
Die Vereinigten Staaten seien ein Land, „dem wir nicht länger vertrauen können“. Kanada werde die im Gegenzug verhängten Zölle auf US-Produkte so lange beibehalten, „bis uns die Amerikaner respektieren“. Noch hat er allein die Unterstützung der Parteimitglieder. Doch bis zum Herbst müssen Parlamentswahlen abgehalten werden.
Titel aller Art
Carney ist nicht der erste Notenbanker, der es zum Regierungschef bringt. In Italien wurde der ehemalige EZB-Präsident Mario Draghi 2021 Ministerpräsident, ohne dafür eine Wahl gewonnen zu haben.
Chairman von Bloomberg, Brookfield Asset Management und UN-Klimabotschafter: Carney sammelt Titel aller Art. Der Oxford-Absolvent sitzt unter anderem im Board des Zahlungsdienstleisters Stripe und im Board of Trustees des Weltwirtschaftsforums WEF.