Milliardäre

Mike Ashley tritt in den Hintergrund

Mike Ashley hat sich seinen Ruf als Enfant terrible des britischen Einzelhandels hart erarbeitet. Nun verlässt der Gründer von Sports Direct den Board der daraus hervorgegangenen Frasers Group.

Mike Ashley tritt in den Hintergrund

Von Andreas Hippin, London

Mike Ashley (58) hat schlechte Presse nie gestört. Nun, da der Gründer von Sports Direct in den Hintergrund treten will, schlagen viele Berichter­statter geradezu versöhnliche Töne an. Aus dem Tagesgeschäft zog sich der Turnschuhmilliardär schon im Mai zurück, als er seinen Schwiegersohn Michael Murray (32), der zuvor das Immobilienportfolio des Unternehmens auf Vordermann brachte, zum CEO seines Einzelhandelsimperiums kürte. Zum 19. Oktober will der ehemalige Squash-Trainer nun auch den Board der FTSE-100-Gesellschaft verlassen, die aus der Sportartikelkette hervorging, die er vor 40 Jahren mit einem ersten Geschäft in Maidenhead an den Start brachte. Zum Abschied gibt er ihr einen Kredit von 100 Mill. Pfund – zu den gleichen Bedingungen wie ein Bankenkonsortium, das der Gruppe im Dezember vergangenen Jahres eine Kreditlinie von 930 Mill. Pfund eingeräumt hatte.

Neuer Name, neues Glück

Vor drei Jahren hatte sich Sports Direct in Frasers Group umbenannt – für Branchenbeobachter ein Schritt, um zu einem „normalen“ Unternehmen zu werden. Die Umbenennung spiegelte auch wider, dass sich Ashley nach der Übernahme der maroden Luxuskaufhauskette House of Fraser zunehmend als Markensammler betätigte. Er wollte die Marke zum „Harrods der High Street“ machen. Doch bei der angeschlagenen Kaufhauskette Debenhams, die er sich ebenfalls einverleiben wollte, biss er auf Granit. Das Management entschied sich lieber für die Insolvenz, als den ehemaligen Besitzer des Fußballclubs Newcastle United ans Ruder zu lassen. Der ist kein Mann der Kompromisse. Ashley dringt seit Jahren auf eine Untersuchung der Vorgänge um den Zusammenbruch des Traditionshauses durch Aufsicht und Politik.

In letzter Zeit hat der Ärger um Verstöße gegen das, was man in der City unter Corporate Governance versteht, deutlich nachgelassen. Berichte über unzumutbare Arbeitsbedingungen bestimmen nicht mehr die Schlagzeilen. Vor sieben Jahren hatte der „Guardian“ mit einer Reportage über den Alltag von Mitarbeitern im Lagerhaus Shirebrook noch für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile gehören Superstars wie der englische Fußballer Jack Grealish und die Tennisspielerin Emma Raducanu zu den Markenbotschaftern. Ashley gehören allerdings weiterhin 69,1 % der Gesellschaft. Nepotismusvorwürfe dürften angesichts der Beförderung des als unerfahren geltenden Murray nicht ausbleiben. Ashley wird es nicht groß stören. Mit institutionellen Anlegern lag er schließlich regelmäßig über Kreuz. Als sich der Kurs kurz nach dem Börsengang 2007 wegen einer Gewinnwarnung halbierte, nannte er die Fondsmanager „Heulsusen“.

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